Dienstag, 7. Dezember 2010

Neuigkeiten

So.
Nach dem letzen Eintrag von Nine-Elven 2010 wird’s höchste Zeit für einen Überblick:


HUND
Nachdem unser letzter schwarzer Hund nicht mehr ist, haben wir wieder einen jungen adoptiert: Lycha. Wenn sie sich freut, wackelt der ganze Hund mit dem Schwanz mit. Hat überall in der Nachbarschaft Freunde und nach kurzer Zeit ist auch ihre Mutter ungefragt bei uns „eingezogen“.

ARBEIT
In letzter Zeit intensiver, u.A. tontechnische Betreuung der öffentlichen Aufführungen eines Theaterstücks (MOMBE), Abschluss der Installationen des ersten externen „Referenzprojektes“ zur vollen Zufriedenheit des Kunden und Administratives zum Jahresschluss.

GESUNDHEIT
Nena hat ihre Operation gut überstanden und hört wieder gut! Nachdem sich das Hörvermögen immer weiter verschlechterte und auch bei Barbara und mir Spezialisten-Konsultationen drängten, entschlossen wir uns nach Südafrika zu fliegen um uns dort den Fachkräften anzuvertrauen.
Diagnose: verdickte Ansammlungen in beiden Mittelohren machten einen operativen Eingriff nötig
1) Mandeln und Rachenpolypen entfernen, welche bei der kleinsten Verkühlung die Eystachische Röhre wieder verstopft hätten und alles wäre wieder von vorne los gegangen
2) Reinigung der Mittelohr-Ansammlungen („glue“)
3) Einsetzen von Röhrchen in beide Trommelfelle zum Entlüften
Sie war voll tüchtig und zur Belohnung wünschte sie sich einen Traktor. Als wir ihr nach der ambulanten OP gleich nach dem Aufwachen aus der Narkose sagten, dass wir jetzt bald heimgehen können, bestand sie darauf, dass zuerst der Traktor gekauft wird. Sicher ist sicher ;-)

DURFALL …
…und trotzdem dicker Bauch. Zumindest bei Barbara. Was das wohl sein kann? Nachdem wir beide unsere Darmverstimmungen halbwegs hinter uns haben und die Spezialisten Barbara positivste Befunde bescheinigen statten wir good old Europe im Februar einen Besuch ab. Mal sehen, was raus kommt

;-)

ZEBRAS,
Antilopen, Elefanten, Giraffen, Affen, Hippos, Büffel, Löwen, Nashorn, jede Menge Kleingetier – nur der Leopard hat sich geziert und sich versteckt. Der Kruger Nationalpark war den Stress wert, den wir uns während unserer Arzt-Reise nach Nelspruit / SA angetan haben. Als klar war, dass wir einen Tag ohne Krankenhaus- oder Arzttermine haben werden, haben wir kurzentschlossen die einstündige Reise zum nahegelegenen Parkeingang angetreten. Danach stand ein Tag Tieresuchen mit Auto am Programm. Hat sich voll ausgezahlt!

KATZEN
Unsere zwei Tiegerkatzen Diego und Amanda mussten leider aus medizinischen Gründen das Haus räumen. Der Blutbefund und der Rat des Arztes in SA waren eindeutig. Barbara’s Allergie hatte das ja eigentlich schon die ganze Zeit nahegelegt. Nun kam der dicke Bauch hinzu und damit wollten wir nicht spaßen. Also traf es sich vorzüglich dass befreundete Architekten eben einen Auftrag (für einen Prinzen!) fertigstellten und sich dort vor dem königlichen Spross schon die Mäuse einnisteten. Also Katzen hin – passt perfekt! Dachten wir.
Die Katzen wollten da aber nicht mit.
Beim ersten Versuch bekamen Barbara und ich die Raubtiernatur zu spüren, als wir sie in das weiche Transportkistchen verfrachten wollten.
Der zweite Versuch war dann etwas robuster, im Kofferraum unseres Hilux‘, Karton untergelegt, Wasser rein für die Fahrt und das von Salz und Sand komplett festgefressene Schiebefenster einen zwei Zentimeter großen Spalt offen, damit’s nicht zu heiß wird drinnen.
Nach ca. 2km Fahrt - gegenüber vom Gelände der „Feira“ (sozusagen das Gastronomiegelände in der Nähe des Strandes) hörte ich dann plötzlich ein lautes „MEJAAAUU!!!“.
Kam mir komisch vor, ich schaute in den Rückspiegel und sah, dass sich ein Katzenkopf durch das Schiebefenster gezwängt hatte, die Ohren flatterten bei 50km/h im Wind und nach kurzem links/rechts-Blick (wie in der Verkehrsschule) sprang Diego auf die Straße, ein halbes Mal überschlagen, wieder links rechts und schnell wie ein Pfeil auf den nächsten Baum rauf.
Keine Ahnung, wie sie das Fenster aufbekamen (Nena z.B. muss schon ordentlich anziehen, dass sich da was tut) – jedenfalls als ich stehenblieb um nach Amanda zu sehen, musste ich feststellen, dass die wohl die erste war, die raussprang - der Kofferraum war leer.
Diego wurde vom Baum runtergeholt und Amanda blieb verschollen – der Hühnchen und Fischgeruch war wohl zu verlockend im Vergleich zum rumpeligen Auto.
Uns blieb also nichts anderes übrig als mit Diego alleine weiterzufahren. Beim Prinzenhaus angekommen musste er sich zuerst von seinem Schreck erholen und wollte weder Fisch noch Milch sondern flüchtete zur Sicherheit in den umliegenden Busch. In der folgenden Nacht kam er dann zum ersten Mal zum Haus um zu essen.
Wir hoffen er lebt sich dort ein, kann ein paar Mäuse vertreiben und es bleibt ihm ein Schicksal wie unserem Chabo erspart. Um ihm etwas Gesellschaft anstelle seiner Schwester zu verschaffen werden wir ihm wohl noch eine kleine Katze „zur Seite stellen“ – zu zweit ist‘s sicher lustiger.

Samstag, 11. September 2010

Trauerfall

Nicht aufgrund der Unruhen wegen der angekündigten (und nach den Unruhen wieder zurückgenommenen) Preissteigerungen im Süden Mosambiks in der letzten Woche sondern wahrscheinlich wegen innerer Unruhe aufgrund jugendlicher Neugier und seines Spürsinns erlag unser Hund Chabo [tschabo] vermutlich den Folgen eines Schlangenbisses.

Ein zum Vorfall passendes, stattliches Reptil wurde unabhängig von mir und unserer Angestellten in letzter Zeit außerhalb unseres Quintals gesehen und nachdem es dann schon zu spät war, erfuhren wir von unserem Guard, dass auch der Nachbarshund vor einem Monat an den Folgen eines Schlagenbisses gestorben war.
Chabo ist nun der dritte Hund im letzten halben Jahr hier in der Nachbarschaft der so zu seinem Lebensende kam.

Wir sind natürlich traurig weil er gerade begann, sich mit uns anzufreunden und mit Nena zu spielen – nun ist das also vorbei.

Der Anblick war scheinbar kein schöner, lies ich mir erzählen - ich war leider nicht zu Hause.
Der aufgeblähte, von Fliegen umkreiste junge Hundekörper, der sich ca. 70m vom Haus entfernt an einem schattigen Platz zum Sterben zurückgezogen hatte.
Luis, unser Guard, begrub ihn dann.

Magdalena schlief die folgenden zwei Nächte schlecht, wachte immer wieder auf, weinte und fragte nach, was jetzt mit Chabo ist, wo er denn sei.


Vielleicht hätten wir ihr den toten Hund doch zeigen sollen, Barbara ist der Meinung, dass es andersrum besser war.

Seitdem jedenfalls bleibt das Hof-Tor auch tagsüber geschlossen, um Nena und den zweiten Hund Bocha etwas davor zu hindern, den gleichen Fehler zu machen wie ihr ehemaliger Spielkamerad bzw Bruder…

Mittwoch, 1. September 2010

Unruhe im Süden

Nachdem heute zumindest in den österreichischen Medien Berichte über Ausschreitungen im Maputo zu lesen waren, fühlen wir uns bemüßigt hier festzuhalten, dass im hohen Norden des Landes (gut 2000km weit weg) bis jetzt nichts Derartiges von uns zu bemerken war.
Bis auf eine Benachrichtigung der österreichischen Botschaft aus Harare und des Honorarkonsulats des Landes, das wir diesbezüglich sensibel die öffentliche Stimmung verfolgen sollen, gabs keine besonderen Vorkommnisse.

Wir wollen hoffen, dass das so bleibt und schauen morgen, ob die lokalen Preise ebenfalls angezogen haben.

Sonntag, 22. August 2010

Erneuerung Aufenthaltserlaubnis

Kaum zu glauben, es ist bereits mehr als ein Jahr her, dass wir hier ankamen.
Neben der Realisierung der unglaublichen Zeitspanne (ok, ein Jahr, aber immerhin…), die wir hier schon gelebt haben bedeut es auch, dass wir unsere Dokumente wieder erneuern lassen müssen. Auf unserem Lieblingsamt… Migração (Einwanderungsbehörde).

Freitag war ich dort um die notwendigen Unterlagen zu erfragen und habe auffällig gut sichtbar alles mitprotokolliert, damit’s anschließend nicht wieder heißt, wir hätten das eine oder andere nicht verstanden, gehört oder einfach vergessen. Ich war schon verleitet, eine Unterschrift vom amtshabenden Beamten einzufordern – Barbara meinte ich soll’s jetzt mal gut sein lassen.

Nächste Woche muss das über die Bühne gehen da danach unsere bestehende Erlaubnis abläuft.
Unseren geänderten Wohnort sollen wir jedoch in den Dokumenten nicht ändern war die explizite Aussage dort auf 2maliges Nachfragen. Grund: Nenas Schein ist einfoliert und würde sich zerlegen, wenn wir das aufmachen wollen – so in der Art „never change a working ID…“
Nachdem es zumindest für uns keinen Sinn macht, dass Eltern und Kind an verschiedenen offiziellen Adressen wohnen würden, soll also keine unserer Adressen geändert werden (bei Barbara und mir ginge das leicht). Das ist aber klar gegen die lokalen Vorschriften, welche eine Mitteilungsfrist von einem Monat an die Behörde vorsehen für jegliche geänderte Informationen aus dem Dokument. Hiervon will man aber wie gesagt nix wissen und ich wurde schon zweimal wieder unverrichteter Dinge weggeschickt.
„Dann lass ich’s halt“ würd ich mir locker denken, wenn da nicht dieses ungute Gefühl wäre, dass uns das noch mal auf den Kopf fallen könnt…

ABER: Positiv denken. Alles wird gut!

Wir lassen’s Euch wissen ;-)

Arbeit

Seit dem letzten Blogeintrag (Malaria) ist ja ein bissl Zeit vergangen.

Hauptsächlich, weil wir recht beschäftigt waren.

Zum Einen hatten wir lieben Besuch von Freunden, zum Anderen stand und steht jobmässig einiges an was für uns ein gutes Zeichen ist, dass wir uns schon besser eingelebt haben und mittlerweile auch etwas weiterbringen in unseren Projekten.

Gleich nach meinem Malariaeintrag (wo ich noch schrieb, dass ich aufpassen müsste wegen Überanstrengung und so) lag ich gleich wieder eine Woche im Bett. 100 Punkte.

Worauf es anschließend für unser Festival beim Projekt tatsächlich sehr knapp wurde – wir haben’s aber hingekriegt.

Des Festival hatte heuer seine fünfte Auflage und zum ersten Mal wurde „professioneller Sound-Support“ geboten: durch meine Jungs uns mich.

Ich war letztes Jahr einen Tag als Zuhörer dabei und ohne mich selbst beweihräuchern zu wollen: heuer hat’s schon geholfen, dass ein paar Grundregeln des Beschallungs-1x1 befolgt wurden…

Scheinbar war es in aller Munde, wie gut diesmal der Ton war. Eine Genugtuung für unser Projekt und mich.

Durch tatkräftige Unterstützung meines ehemaligen Arbeitgebers AKG (Zur Verfügung Stellung von Mikrofonen fürs Projekt) und der lokalen Zollbehörde welche den gebührenfreien Import ermöglichte (nach entsprechende Überzeugungsarbeit; wir hätten uns den Zoll nicht leisten können) und der Zumietung von lokalen Equipment hatten wir ein vollständiges, potentes Soundsystem zur Verfügung, mit dem es schlussendlich richtig Spaß machte zu arbeiten.

Neben dem Festival kamen wir auch auf anderen Baustellen mittlerweile gut weiter – unser Technik-Zimmer im Projektpartner-Zentrum wird langsam benutzbar, bestellte Ersatzteile für Reparatur/Wartung von Equipment trudelten ein (aus Ö und UK) und wurden eingebaut und unsere technische Assistenz für andere NGOs kommt ins Laufen. Zufriedenstellend.

Alles mit dem Ziel Nachhaltigkeit, d.h. für mich, dass ich mich zwischendurch ziemlich zurückhalten muss wenn’s mir zu langsam geht und ich am liebsten alles selber machen würd’. Damit würde ich allerdings die Chancen auf langfristigen Erfolg erfolgreich minimieren, also Geduld üben.

Happy Birthday!

Barbara hat's auch geschafft.
Nachdem es sich mit der Liebe wie mit Wein verhält (und wir schauen drauf, dass hier nix zu korken beginnt ;-)) hatten wir Grund zu feiern!

Ganz bescheiden zu dritt und auf Anregung von Freunden etwas größer als Überraschungsfest.
Ich natürlich für Ton/Musik zuständig, zum Zeitpunkt der Vereinbarung leider noch malarieabedingt bettlägrig und ungewiss, ob das was werden würde - kurz vor unserem Festival (s.u.)...
Es ging dann aber alles gut und ich denke Barbara hat sich auch gefreut.Wir waren das erste Mal seit langem wieder lang weg und kamen - sage und schreibe - erst um 3Uhr morgens ins Bett...
Lustig war's

Dienstag, 6. Juli 2010

Zum Jahrestag: Malaria

Ein Jahr haben wir’s ausgehalten (und manche sind schon 3 Jahre hier in Pemba ohne) bis es den ersten von uns (Ösis) erwischte: mich.

In Anbetracht der letzten Ereignisse ziemlich bedrückend, nachdem Stefan, ein Kollege von uns, sozusagen in letzter Minute aufgrund unerkannter Malaria auf der Innsbrucker Intensivstation gelandet ist und Wolfgang (anderer Kollege) seinen Stiefsohn durch eine Malariaattacke tragischer Weise verloren hat.

Ich fühlte mich matt und unkonzentriert und wollte mich kurz hinlegen, damit’s nachher mit frischem Schwung weitergeht. Nach einer guten halben Stunde war mir aber so kalt (ich dachte vom Wind, der durchs Fenster blies), dass es nicht mehr gemütlich war.

Nachdem ich seit dem Wochenende mit verrissenem Genick herumstapfte (ich vermute das viele Vor-Dem-Computer-Sitzen-In-Den-Billigen-Plastiksesseln als Ursache) bot sich Barbara an ein paar Entspannungs- und Aufwärmübungen zu machen mit mir.

Leider ohne wärmenden Erfolg. 27°C, 65% Luftfeuchte und mir war echt kalt.

Ich probierte es mit heißer Dusche, 15min lang – mir wurde nicht warm obwohl meine Haut schon rot vor lauter heißem Wasser war.

Um 18h lag ich auf der Couch, 37,5° Fieber.

Um 19h 38,6° und Schüttelfrost. Das kam mir schon verdächtig vor, wollte aber bis zum Morgen zuwarten bevor wir ins Spital fuhren.

19h30: 39°2.

Das genügte.

Kurzer Anruf in der Klinik ob ein Arzt da ist und los, die ganze Familie in die Stadt.

Der Malariatest schlug sofort an (wenigstens etwas) mit zwei Kreuzen auf einer Skala bis 3 Kreuze – je weniger, desto besser.

Das war um 20h15.

Ich bekam Coartem, Parazetamol verschrieben und intramuskulär fiebersenkendes Aspirin und noch was gespritzt, worauf ich so RICHTIG zu Schwitzen begann, mich aber insgesamt besser fühlte nachdem ich vorher vor lauter Schütteln und Fieber schon nicht mehr wusste, wie mir geschah.

20h30: Ankick BRA-CHI am Klinik-Warteraum-Fernseher – mir ging’s so gut, dass ich das ich das Spiel sehen wollte.

Wie fuhren aber natürlich nach Hause, um 21:30 war Nena im Bett.

Es gab noch Nudeln mit Coartem und um 22:30 war das online-Ergebnis da: 3:0 für BRA (wir haben keinen TV).

Wir gehen ins Bett, mir geht’s den Umständen entsprechende gut und ich denke schon, ich bin überm Berg, kann aber nicht richtig schlafen bis ich um 3h den nächsten Schüttelfrost bekomme, Fieber wieder bis über 39°, obwohl der Arzt meinte mit den Medikamenten sollte es unter 38 bleiben, Tja…

Ich hatte mir den Wecker auf 5h20 gestellt um die nächste Dosis Coartem pünktlich einzunehmen, leider läutete er nicht und Barbara kam um 6h um zu fragen, ob ich denn schon Medikamente genommen hätte… Ich hatte gerade ca. 2h Stunden geschlafen, sollte viel trinken und essen, schaffte es aber gerade Mal die Lippen mit Wasser zu befeuchten und ein Trockenkeks zu den 5 Tabletten zu essen, worauf mir vermutlich noch etwas übler wurde, als es mir vorher schon war. Zur Abwechslung wurde mir heiß.

Gegen 11h war der nächste Schüttelfrost dran. Ich lieg mit Socken, Jacke, Decken, Schlafsack in Nenas Bett (sie schläft bei Barbara) um die lt. Arzt noch mögliche Ansteckungsgefahr über ev. im Moskitonetz gefangene Moskitos zu minimieren. Ich hab 39,6° Fieber und nehme nach Rückruf mit dem Arzt 2x500er Parazetamol (lt. ihm ist alle 4h eine 500er möglich).

13h: mir ist heiß. Kaltes Cola, Eiswürfel auf die Stirn, Wadenwickel.

Freunde (Arndt und Doro) meinten, am zweiten Tag sollte es besser werden. Daran klammerte ich mich fest. Leider war da nicht Tag wie Tag und Nacht sondern Tag wie 24h lang gemeint und dementsprechend gings bei mir in der Tour insgesamt 48h dahin. Sehr kräfteraubend.

Anschließend wurde es besser. Fieber niedriger, keine argen Schüttelfroste mehr, weniger Schwitzen und Frieren.

Heute, genau eine Woche nach Ausbruch war ich das erste Mal wieder auf wackeligen Beinen in die Stadt unterwegs. Die Zeit drängt da das jährliche Festival vor der Tür steht.

Die Kunst liegt jetzt darin es nicht zu wild anzugehen (da Hilft der Schwindel, der mich immer wieder bremst) damit ich nicht gleich wieder was anderes einfange mit derart geschwächtem Zustand.

Insgesamt ganz und gar nicht wünschenswert, aber mit Zähne-Zusammenbeissen, bester häuslicher Pflege und partnerschaftlicher Unterstützung ist’s Durchzustehen. Mir hat vermutlich geholfen, dass ich noch am gleichen Abend in die Klinik bin: je früher zum Arzt und Medikamente, desto besser (wie früher beim Zahnarzt).

Auf Elefantenpfaden durch den Busch

Mit Matthias und Klara, unseren Freunden und Barbara’s Studienkollegen aus Wien zogen wir eine Woche auf Urlaub los – in den Quirimbas Nationalpark und das Luftlinie nur knapp 40km von Pemba entfernte Mareja. Eine Kommune, die von einem deutschen Herzog „betrieben“ wird – funktioniert aber auch sehr gut, wenn er nicht da ist – wie in unserem Fall.

Deren Ziel ist die Bewahrung der natürlich vorkommenden Pflanzen und Lebewesen und defacto gibt es zahllose Hinweise darauf, dass es sich einige der Zielgruppe auch tatsächlich dort „gemütlich“ gemacht haben.

Neben der sehr einfachen Unterkunft, wunderbaren Natur und motorfreien Stille dort haben wir auch einen Bush-walk genossen, der eigentlich als Tiersichtungs-Spaziergang gedacht war. Die Höhe der Bezahlung der dort ansässigen Ranger ist erfolgsabhängig. Je mehr Tiere, desto mehr Geld. Keine Tiere, kein Geld.

Weggang war für 4Uhr30 geplant, wir waren erstaunlicher Weise pünktlich fertig (Nena blieb bei Klara und Matthias), die Ranger kamen 45Minuten später angeschlurft – sie hätten sich etwas verschlafen, hat einer gemurmelt.

Barbara und ich genossen inzwischen die Morgenstimmung – ich etwas weniger, da die dortigen Fliegen irgendwie außerordentlich auf das blau meiner Adidas Jacke standen – bis ich draufkam und sie wegpackte und damit auch die Fliegen wegblieben (das beseitigte auch die Spekulationen über eventuell attraktiven Köpergeruch meinerseits).

Barbara wurde dann etwas unwohl, als sie sah, dass die 3 Ranger alle mitgingen (nicht nur ein Führer) die zwei voraus mit langen Messern bewaffnet und der letzte hinter uns mit einem ziemlich großen Gewehr im Anschlag (Elefanten werde in Notlage zwischen die Augen oder vor dem Ohr damit in den kopf geschossen wurde mir erklärt – sonst keine Chance. Sie hätten ein sehr gutes und sozial ausgeprägtes Gedächtnis und sich die Übergriffe des Menschen auf ihre Herden zu Zeiten des Bürgerkrieges gemerkt – es werde hier in Mareja nur zur Not geschossen – vor 3 Jahren leider zu spät – ein italienischer Professor hatte einen Elefanten scheinbar in die Enge getrieben und wurde von ihm getötet. Der Elfefant später auch von den Rangern). Barbara hatte somit schon fast vor dem Aufbruch genug.

Wir gingen aber trotzdem und die Furcht stellte sich als unbegründet heraus.

Wir konnten uns zwar vor lauter Tierspuren (v.a. Elefantenspuren und –mist, Leoparden oder andere Großkatzen, Schlangen, Paarhufer wie Antilopen und so, Schweine und jedes mögliche Kleingetier) kaum erwehren, die Verursacher zogen es jedoch vor unentdeckt zu bleiben. Nur Schmetterling gab’s ohne Ende zu bestaunen – tw. richtig große Exemplare mit außergewöhnlichen Musterungen.

Die Ranger waren etwas ratlos und meinten, es kann gut auch sein, weil die vorangegangene Nacht „der Löwe gesungen hat“, dass sich die Tiere mehr als sonst zurückgezogen haben.

Wir kamen jedenfalls gebührenfrei davon ;-).

Am nächsten Tag gab’s dann noch eine Wanderung auf einen nahegelegenen Hügel, bei dem die eigentliche Herausforderung war, Nena das letzte Kletterstück hinaufzutragen. Mit vereinten Kräften gings aber gut.

Oben war ein wundervoller Rundumblick über das Buschgebiet geboten.

Einziger Nachteil war, dass die „Bergspitze“ zu unserer Zeit von unzähligen, eben geschlüpften emsig herumschwirrenden Käfern „beflogen war“.

Einer meinte just vor dem Abstieg, er müsse es sich in meinem rechten Auge bequem machen.

Ich, schon mit Nena auf den Schultern, war kurz geschockt von dem Schmerz, denn die guten Tiere haben die Gewohnheit, so die Ranger, dem „Feind an’s Bein (oder wo sie halt sonst hinfliegen) zu pinkeln“ – und das Sekret hat’s in sich.

Nachdem ich die Gewissheit zurück hatte, dass ich doch nicht einseitig erblindet war, brauchte ich nur noch während des Abstiegs den Spaß der anderen über mich ergehen lassen.

Wer den Schaden hat…

Dienstag, 8. Juni 2010

TRIBUNAL (und mosambikanisches Zeitverständnis)

Nach dem Diebstahl meines Laptops und einigen Besuchen bei der Polizei in verschiedenen Instanzen (Wachstube bis Kriminalabteilung) kam es schließlich 5 Monate nach dem Vorfall zur Gerichtsverhandlung.


Ein freundlicher Mitarbeiter der Justiz überbrachte mir die jeweiligen Dokumente zur Kenntnisnahme (Mein etwas verkürztes Protokoll zum Tathergang, die Anklage, die ich nochmals abschreiben musste, um zu gewährleisten, dass ich verstanden hätte worum’s geht, die Einladung) jeweils persönlich mit dem Privat-Motorrad, wofür er zum Schluss dezent anfragte, ob ich denn ein bissl Spritgeld für ihn hätte... (Ich meinte, ich möchte zuerst sehen, wie die Geschichte ausgeht, damit ich beurteilen kann ob ich zufrieden bin mit seinem Service...)


Die Einladung war für 8h ausgestellt und Leopoldino begleitete mich, für ev. Verständnisprobleme, da er mich ja von der Wachstube an von Beginn weg immer unterstützt hatte und die ganze Geschichte kannte.


Um’s abzukürzen: um 8h begann natürlich mal genau gar nix.


Nachdem Leopoldino um 9h Prüfung auf der Uni hat sprechen wir beim Zeremonienmeister vor nachdem absehbar wird, dass da vorher nix mehr läuft, erfahren, dass 7 Fälle zur Anhörung geplant sind und deponieren, dass mein Dolmetscher erst wieder nach 10h verfügbar ist.


Ich bring ihn also mit meinem Auto zur Uni, als ich zurückkomme – mittlerweile 5 vor 9h– ist der Saal locker gefüllt und es wird Anwesenheit abgefragt (zum 2ten Mal).
Schließlich 9h5: der Richter kommt – grinst breit übers ganze Gesicht, wirkt sympathisch und gut gelaunt, der Saal füllt sich mit den letzten Leuten (irgendwie hatten die entweder eine andere Einladung oder wissen wie das läuft...) und alle stehen auf – wie im Film oder beim Ministrieren – nur diesmal bin ich im Film bzw. auf der anderen Seite vom Volksaltar.


Ungefähr in der gleichen Geschwindigkeit wie’s begonnen hat, geht’s auch weiter.
Erster Fall: Verworrene Geschichte über fehlendes Geld bei einem lokalen Unternehmer „Peixe da mamá“ (Mama’s Fisch) – Hauptverdächtige: eine Studentin die eigentlich für die Buchhaltung zuständig ist (macht halt, was man ihr sagt) und der Einsammler der Filial-Losungen. Buchungen ohne Belege, Belege ohne Buchungen etc. Streitwert: 11.500 Meticais (ca. 260,- Euro).


Zweiter Fall: Eine Mutter und ihre Tochter verprügelten eine Nachbarin. Alles auf Makua. Der Schriftführer muss hin und her übersetzen, zwischendurch aufgebrachtes, sich-gegenseitig-Ausdrücke-an-den-Kopf-Werfen (die ich nicht verstehe) und Ruhe-Befehle des Richters.


Ich klink mich gedanklich aus und mache eine Skizze des für die Außenansicht des Gebäudes außerordentlich schönen Saales...


Dritter Fall: Schwiegersohn hat vom Schwiegervater irgendwie (hat nicht mal der Richter verstanden wie) auf einen Schlag 100.000,- Meticais veruntreut. Er hätte Reis kaufen sollen und hatte deswegen den fetten Scheck vom Schwiegerpaps bekommen... ;-) (vorher dürften sie sich gut verstanden haben...)


Vierter Fall: ICH.
Leopoldino ist schon lang wieder da – es ist deutlich nach Mittag, alle haben Hunger, hinter uns in der Bank jammert schon seit einer Stunde ein Knirps (~2Jahre) den seine Mutter wohl mitnehmen musste...


Ich werde rausgebeten, zuerst werden die Angeklagten vom Richter angehört/verhört.
Nach ca. 20 Minuten kann ich wieder rein, es ist halb zwei statt 8h (an manchen Tagen reg ich mich nicht mehr darüber auf...), und es geht los:
Richter: „Name?“
M. N.
Ich leg dem Schriftführer mein DIRE (hiesiger Personalausweis) hin, um das Buchstabieren abzukürzen.
R: „Beruf?“
„Berater für Toningenieur-Ausbildung.“
R: „Hmhm. Ton...“
Er grinst und fragt: „Lautsprecher und Mikrofone und so?“
Ich bin überrascht – er ist der erste, der damit auf Anhieb was anfangen kann hier.
„Exato!“ sag ich anerkennend
Er nickt wissend wie wenn er einen Punkt in einem Quiz gemacht hätte und fragt weiter:
„Geboren wann und wo?“
„12.01.1974, Österreich“
Er: „Wo??“
Ich „ÖSTERREICH, nicht Australien“ („Austria, não Australia“ – meistens werden wir hier Australien zugeordnet...).
Er: „Jaja, schon Österreich, aber das ist doch ein großes Land, oder? – wo genau in Österreich?“
Ich, wieder überrascht, jetzt von seinem Wissensdurst, verbeiße mir die Bemerkung, dass Österreich jetzt nicht soo groß ist und er vermutlich Wels nicht kennt, stattdessen sag ich’s ihm einfach.
„Wels“
Er: „Wie?“
Das dachte ich mir... „WELS, Oberösterreich“
Er: „Ok – hmhm....“ und wackelt nichtssagend mit dem Kopf.
Punkt für mich.
„Eltern?“
„J. u. I. N.“
Schließlich soll ich ihm sagen, was sich an dem fraglichen Tag ereignet hat.


Ich erzähl also die Eckpunkte der Geschichte noch einmal, lasse aber die Episode der Polizei mit dem [amigo] aus (für Interessierte weiter unten nachzulesen) und ende damit, dass sich mittlerweile alles vollständig und in bester Ordnung wieder in meinem Besitz befindet.


Nach der einen oder anderen Zwischenfrage vom Richter, der Staatsanwältin und einem Zwischenwurf des Pflichtverteidigers der Angeklagten, will der Richter nun wissen, ob mir die Polizei gesagt hat, wie sie den Laptop gefunden hat.


Ich sage „Ja schon, aber das ist etwas kompliziert“ und wäre froh, wenn ich das jetzt nicht in aller Öffentlichkeit aufwärmen müsste.


Er tut mir den Gefallen jedoch nicht und schaut mich durchdringend und auffordernd an.


„Also wenn sie wollen, kann ich das schon erzählen“ meine ich mit etwas Unwohlsein und flauem Magen, weil ich mich im Inbegriff sehe, öffentlich einen Korruptionsfall des städtischen Polizeikommandanten beim Tribunal der Provinz zu Protokoll zu geben.
‚Nicht so gut’ denke ich noch, und dabei spuken mir Szenen von mittelmäßigen Fernsehserien mit Zeugenschutzprogrammen und so kurz durchs Hirn.


Es bleibt aber keine Zeit zu Spintisieren und so versuche ich mich kurz und bündig zu halten, erzähle und komme bis zu dem Punkt der Geschichte an dem die Laptopübergabe im Büro des Postenkommandanten stattfand und erwähne bis dahin nichts von dem von der Polizei immer wieder geforderten Schwarzgeld für den vermeintlichen [amigo], das ich ja schlussendlich auch nicht bezahlte.


Und als ob er es gerochen hätte, kam punktgenau seine Nachfrage:
„Hat die Polizei von ihnen Geld verlangt oder haben sie Geld gegeben?“


‚Wie wenn er das gelernt hätte’, denk ich mir ungläubig, schüttle innerlich den Kopf vor lauter ‚das -darf-jetzt-aber-nicht-wahr-sein’ und bestätige nun auf seine Nachfrage.


„Ja, für diverse „Notwendigkeiten“ und aus Dankbarkeit für die beteiligten Beamten habe ich insgesamt 700,- Meticais bezahlt.“
Obwohl das Ganze eine prekäre Geschichte ist, aber lügen will ich vor Gericht nicht und irgendwie kann man bei dem Thema das Knistern spüren im Saal.


Dass die Notwendigkeiten „Gesprächsguthaben“, „Kilometergeld“ der nächtlichen Einsatztruppe und „Zement“ für die Berichtsschreiberin des Postens waren sag ich aber nicht dazu.


„Und dann waren da noch die von der Polizei geforderten 2.000,- Meticais für den amigo.
Die hab ich aber nicht bezahlt.“
Das trau’ ich mir nur deswegen aussagen, weil wir die Tonaufnahmen haben und ich Beweise für die Geschichte habe – und wenn er schon nachfragt, dann raus damit...


„Und wie haben sie das angestellt?“ will der Richter überrascht und jetzt wirklich interessiert wissen?
„Naja, - ich habe nach der Übergabe um eine Rechnung für die 2.000,- gebeten“


Der ganze Saal, inkl. Richter, grinst, einigen kommt Lachen aus – es wird um Ruhe gebeten. Der Reaktion nach ist meine Geschichte kein Einzelfall und die Anwesenden sind ob meiner Vorgangsweise echt erheitert.
Mit Mühe wird der Mundwinkel des Richters von ihm nach unten gehalten, während er, zunehmend ernst, meint: „Interessant. Diese Inhalte finden irgendwie nie im Protokoll Niederschlag. Wie ich die Lage sehe werden wir die betroffenen Beamten nächste Woche hier vorladen.“


Ich schlucke und er bedeutet mir, dass ich fertig bin.
Ich will noch wissen wie’s weitergeht und ob ich eh nicht von Nöten bin, weil ich die kommende Woche abwesend bin (DW-Meeting in Inchope und eigentlich will ich die Polizisten vor Gericht nicht wirklich treffen...).
‚Wird notiert’ und ich soll mir keine Sorgen machen, meint er wieder ganz sachlich. Zur Urteilsverkündung werde ich dann wieder eingeladen.


Na dann mach ich mir inzwischen einfach mal keine Sorgen...

Montag, 10. Mai 2010

einmal hin, einmal her...

rundherum das ist nicht schwer.

ES GEHT WIEDER, das Internet!

Und das nach nur gut zwei Wochen.

Nichts Genaues wissen wir nicht und warum es nach den angkündigten vier bis sechs Wochen doch nur zwei gedauert hat. Normalerweise geht das hier umgekehrt.
Sehr komisch (im Sinne von bemerkenswert)

Ich bleibe argwöhnisch, freue mich aber inzwischen über die unverhofft kurze Abstinenz vom www und hoffe dass das jetzt ein bissl länger als 4 Tage so bleibt...

Donnerstag, 29. April 2010

Sabotage

Die Freude waehrte nur kurz:

Nachdem wir ungefaehr 4 Tage internet im Haus hatten wars ploetzlich aus.
4 Tage spaeter die Nachricht ueber die Medien: Das Glasfaserkalbel (besser gesagt das Rohr drumherum) wurde irgendwo im Land gekappt und gestohlen.

Seitdem ist Mozambik im Norden ohne Breitband vom groessten Anbieter (die Post quasi)

Prognostizierte Reparaturzeit: 4-6 (d.h. auf gut deutsch 8-10) Wochen bis zur provisorischen Loesung...

SCH....

Einziger Zugang scheint derzeit via Netz des Governeurs zu funktionieren...

Darueber hinaus spinnt auch MCEL, unser Handybetreiber...


We're back to the roots...

Freitag, 23. April 2010

Denn nur wo Nutella drauf steht, ...

...ist auch Nutella drinn. Oder so ähnlich.

Plagiate und „so tun als ob“ macht man nicht.

Hier gibt’s tatsächlich auch Original Nutella zu kaufen, was wir toll finden - dass aber nur nebenbei erwähnt.


Prinzipiell aber gibt es Steckdosen, die für die Wände in einem Haus drinnen sind, und dann gibt’s welche, die für die Wände an einem Haus außen sind. Zumindest ist das anderswo durch diverse Gremien (ÖVE, TÜV, CE und wie sie alle heißen) so geregelt und drum wird’s auch so gemacht. Sicherheit, Lebensgefahr und so.

Finalmente, der mitdenkende Leser wird's schon vorweg gedacht haben, neben denen, die’s wie vorgesehen machen gibt es immer wieder jene Leute, die’s auch anders rum machen oder zumindest akzeptieren.
Funktioniert auch – meistens zumindest.

Spannend, um das Wort nochmal zu strapazieren, wird’s dann, wenn’s nicht mehr funktioniert.


In unserem Fall wird zuerst was kaputt, was dann gleich noch was anderes „mitnimmt“.
Auf fachchinesisch: die Phase brennt durch und verschmilzt unglücklicher Weise mit dem Masse-Leiter.
Warum?
Weil’s draußen schüttet und drinnen nicht. (WELCHER ID... VERGISST SOWAS?)

Also 230V gegen Erde auf allen masseführenden Teilen wie z.B.:

Bügeleisen außen: Schock für unsere Angestellte, welche barfuss bügelte;

Herd Außenblech: Schock für Barbara, welche den Boden aufwischte und mit dem nassen Lappen in die Nähe kam;

Wasserhahn Waschbecken: Schock für Barbara, welche Zähneputzen wollte und schlussendlich

„Umfall“ in der Dusche: Ich und Nena pitschnass, ich will, nachdem Barbara den Boiler eingesteckt hat, abdrehen und mich haut’s, noch bevor ich richtig zum Duschhahn hingreif’, quasi durch den Duschvorhang durch, schaff im Fallen grad noch Nena ausm Wasser rauszuziehen.



Ich kann mich noch erinnern, als ich die besagte Steckdose draußen zum ersten Mal sah.
Ich schaute zum Dach rauf und dachte: Aha, hier kommt wohl der Regen immer von der anderen Seite - meistens zumindest.


Mittwoch, 14. April 2010

Stromschlag am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen...

Wir dachten schon, wir wären der lebensbedrohlichen mosambikanischen Schlampigkeit entkommen, indem wir aus unserem ersten Haus auszogen. Dort fanden wir ab und zu an Wasserhähnen, Herd und Kühlschrank leicht erhöhte Spannungswerte vor, welche zum Höhepunkt unsere damalige Angestellte (leider barfüssig und damit exzellente „Erdung“) drei Meter vom Herd zurückwarf.

Von mir gemessene Spannungswerte lagen knapp über 100V Wechselspannung am Griff des Backrohres gegen Erde.

Ursache: im Zählerkasten berührte ein spannungsführendes Kabel (Phase) die Mauer.

Je nach Luftfeuchte und Wind mal besserer und mal schlechterer Kontakt.


Beim neuen Haus schien nun gegen so was vorgebeugt zu sein. Zumindest mein Blick in den Zähler/Sicherungskasten bei der ersten Besichtigung hat mir mehr Vertrauen entlockt.

Nachdem wir nun ein Monat hier wohnen, war gestern Abend ein Gewitter und als Barbara von ihrem Mädels-Abend heimkam, weckte sie mich auf und meinte, sie hätte gerade wieder einen Stromschlag am Wasserhahn beim Zähneputzen bekommen. Einen starken. Ich soll ihr das Wasser abdrehen. Ich schnappte mir Nenas Schwimmflügerl als Isolator, steckte den Boiler aus und drehte ab – kein Problem.

Barbara mokierte sich noch, dass ich doch jetzt nicht schlafen gehen könnte, wo es doch darüber hinaus in Nenas Zimmer gleich daneben ein bissl nach verschmortem Plastik oder so Ähnlichem roch. Nachdem ich aber alles abgesucht und gerochen hatte und nichts Auffälliges bemerkte, begab ich mich trotz Barbara’s Unmut und Sorgen wieder zur Nachtruhe.

Heute früh dann ab in die Dusche, das Wasser wegen abgestecktem Boiler schon etwas frischer (was mir natürlich nichts macht ;-)) und als Nena dran war mit Duschen, beschwerte sie sich über die Wassertemperatur. Also bat ich Barbara, noch während wir unterm Wasser standen, doch bitte den Boiler wieder einzustecken, damit wenigstens sie dann warmes Wasser hätte.

Alles ganz normal, Nena einseifen, abwaschen („aber NICHT die Haare!“) bis wir fertig waren und ich abdrehen wollte.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich den Wasserhahn berührte oder nicht. Jedenfalls als ich in dessen Nähe kam, bekamen Nena, die nur neben mir stand, und ich einen Stromschlag bzw. Stromdusche, „der bzw. die sich gewaschen hat“.

Noch nie hab ich so was erlebt.


Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich aus voller Kraft einen Schrei losließ während es mich zurückwarf, ich den Duschvorhang halb mitriss und Nena aus dem Wasser zog, welche auch ziemlich laut schrie/weinte.


Nachdem ich, glaub ich im Schock, kurz im Bad am Boden, dann noch nackt im Wohnzimmer am Sessel mit Nena am Schoß saß und ungläubig ins Leere starrte während sie noch weinte, lief das Wasser in der Dusche weiter und Barbara nahm mir Nena ab.

Dann band ich mir ein Handtuch um, ging im Haus dreimal hin und her, überlegte schon einfach die Sicherung rauszugeben, entschied mich aber anders und zog im Handtuch los und befahl den Vorarbeiter der Leute welche hier die Häuser bauen und ihre „Basis“ gleich neben unserem Haus haben auf der Stelle zum Lokalaugenschein. Sollte der doch das Wasser abdrehen.

Die Arbeiter staunten nicht schlecht, als sie den „Cunja“ (Weißen) mit dem Handtuch und Schlapfen, sonst nix, dastehen und den Chef verlangen sahen.


Der kam dann auch (auch noch etwas verschlafen) relativ prompt, und drehte dann nach einer kurzen Einführung in die Geschehnisse und Irritationsphase zuerst den Strom und dann das Wasser ab. Zumindest. Er ruft sofort den Elektriker an – der wird das richten.

Na gut. War mir natürlich nicht genug. Wenn am Wasserhahn und am Duschhahn Spannung anliegt, wo dann noch überall und vor allem: Wie viel?

Also Multimeter ausgepackt und messen angefangen.
Wasserhahn Küche: 5V~
Wasserhahn Bad: 70-100V~
Duschhahn Bad: 180-190V~

Lebensgefährlich, je nach Strommenge, die fließt.


Barbara ist während der Messungen eingefallen, dass sie ja gestern Abend vorm Zähneputzen auch den Boiler eingesteckt hat, und eben heute wieder – eventuell hat’s damit was zu tun?

Also ausstecken und Messreihe wiederholen. Jeweils 0V~!

Reproduzierbarkeit?
Einstecken und Messreihe wiederholen: Energie!
Noch zweimal wiederholen um sicher zu gehen und jeweils das gleiche Ergebnis:
Mit Boiler „spannend“, ohne nicht.

Irgendwie hatte ich noch den Geistes“blitz“, die Versuche zu dokumentieren, also machten wir Fotos mit welchen wir nun das Ganze untermauern, falls jemand Zweifel anmeldet.


Als dann unsere Angestellte Fatima kam, klärten wir sie über das Geschehene und die Gefahr auf. Natürlich auf portugiesisch. Nena saß daneben, warf das eine oder andere ein (“Sim, eu cai também e dói muito aqui!” (und zeigte auf ihren Popo) / „Ja, ich bin auch hingefallen und hier tut’s voll weh!“), hörte zu und als ich fertig erklärt hatte, war sie kurz still, überlegt und fragte dann unsere Angestellte: „O que meu pai disse“? (Was hat mein Papa gesagt?)
Ist wohl auch ein bissl durcheinander...

Abends haben wir jetzt noch mal unsere Messreihe probiert und voilá: 183V. Ich freu mich inzwischen über die Reproduzierbarkeit.

Seitdem harren wir also der Ankunft des Elektrikers und finden’s spannend, wenn wir warmes Wasser machen ;-)

Dienstag, 6. April 2010

Ostern

Nachdem sich Barbara beim Sr. Bispo (ungewollt) ein "bissi" unbeliebt gemacht hatte, blieben wir heuer den kirchlichen Osterfeierlichkeiten in Pemba auf eigenen Wunsch fern, und verlegten uns mehr aufs irdische Netzwerken bei Bekannten.
Zu Nenas Vergnügen. Ostereiersuchen im Garten mit vielen FreundInnen, Schwimmen und Pritscheln im Pool und nach Kuchen und Saft, zum ersten Mal für uns sichtbar, gemeinsam mit der besten Freundin Anhimmeln der größeren Jungs, die sich mit dem Miniroller schon über die Einfahrt runter fahren trauten!
Cooool ;-)

Tags zuvor wurden die zu suchenden Eier bei uns als Unterstützung für den Osterhasen gemeinsam angemalt. Der zeigte sich dann auch mehr als erkenntlich und brachte, neben den Süßigkeiten von denen alle Kinder gleich viel bekamen, dann zuhause sogar noch ein „avião“ (Flugzeug) vorbei – einen A380! Nach den ersten paar Flugminuten wurde allerdings ein Mangel berichtet und Nena kam zu mir und meinte: „Papa, bitte ruf den Osterhasen and und sag ihm, er soll noch ein paar Leute bringen – da sind keine Leute drinn im Avião – não ha pessoas ai dentro!“

Montag, 22. März 2010

Assembleia Geral und die Rolle der Frau

Was bei den FF (Freiwilligen Feuerwehren) die Jahreshauptversammlung ist hier bei den Vereinen die Assembleia Geral – nur ein bissl seriöser und kein Bier.
Trotzdem war meine erste Assembleia Geral hier im Projekt unter der Kategorie „kulturelle Pflichtwatschn“ einzureihen.
Ich hab schon viel Theorie über die Rolle der Frau hier gehört, aber dass es im Dorf so arg wäre hab ich einfach noch nicht so deutlich vor Augen geführt bekommen.
Es waren jede Menge Frauen dabei und es war auch von ihrem Vorsitz dezidiert gewünscht, ihre Meinung zu hören, nur irgendwie spießt sich da was. Gewaltig. Und deutlicher hätt’s nicht sein können.
Der Vorsitzende der Versammlung erklärt in langen Reden und bunten Metaphern den aktuellen Stand der Dinge und die nächsten geplanten Vorhaben. Die anwesenden Frauen hören mit gesenktem Haupt nicht zu und haben auf Nachfragen auch nicht verstanden was erklärt wurde. Nachdem Portugiesisch nicht ankommt wird das Ganze auf Makua wiederholt. Nach langem Hin und Her passiert so was wie eine Meinungsbildung und es wird sogar über dieses oder jenes abgestimmt.
Unweigerlich kommt mir das Bild einer Herde mit wenigen Leithammeln in den Sinn.

Ob hier eine Gleichberechtigung der Frau in unserem westlichen Verständnis (von den Frauen) gewünscht und möglich ist...?
Keine Ahnung und wenn ja, ist’s noch ein generationenlanger Weg.

Mudança

Wir hatten uns sehr wohl gefühlt in „unserem ersten Haus am Meer“.
Aufgrund verschiedner Umstände stand aber ein Umzug an.
Nach langem Hin und Her und Abwägen der Vor- und Nachteile stand dann der Entschluss fest: Wir ziehen zu „Arturo“ in den „Compound“. Diese Siedlung ist eine Anlehnung an die „gated communities“ die Barbara so gar nicht gerne mag. Zusätzlich wirkte das Haus für unser Auge beim ersten Besichtigen etwas schmuddelig.
Den Ausschlag gaben die vergleichsweisen vielen Vorteile: Stadt- und Meernähe, potentiellen Internet Breitbandanschluss (derzeit von der Telefongesellschaft wegen technischer Probleme in der Gegend „noch“ auf Eis gelegt), Sicherheit und (bisher) prompte Wartung und Reparatur unserer Anliegen.
Nachdem das Haus nun leer war und Barbara nun den Arbeitern ihre Direktiven gegeben hatte fühlen wir uns jetzt wie in einen Schloss im Vergleich zu den Behausungen die es sonst so hier in den Dörfern gibt.
Magdalena hat wieder ihr eigenes Zimmer und es gibt einen Quintal (Hof) so groß, dass wir ihn noch gar nicht zur Gänze nutzen konnten. Unser neuer Guard entpuppt sich zudem als geschickter Gärtner und bringt derzeit die etwas vernachlässigten Gewächse und die von Barbara neu gekauften auf Schwung und Vordermann.
Unser Arbeits- und Gästebereich im ersten Stock bieten Ausblick in’s Grüne und teilweise aufs Meer uns es ist insgesamt sehr hell und freundlich. Was für ein Unterschied!
Drüber hinaus ist es in den Schlafzimmern im Schnitt ~ 5°C kühler als im alten Haus, was uns beinahe frieren lässt nach der hard-core Akklimatisierung ;-).
Kurz und gut: uns taugts.
Besuche gegen Voranmeldung willkommen ;-)

Dienstag, 9. Februar 2010

Neues Haus, gleiche Adresse

Nachdem uns „unsere“ (derzeitige) Terrasse beim ersten Haussuchen hier in Pemba den Kopf verdrehte, haben wir uns auf einen 6-monatig befristeten Mietvertrag mit Option auf Verlängerung eingelassen.

Nach langem Hin und Her, gab’s zwischenzeitlich eine 2monatige Verlängerung, eigentlich will aber ein Teil des frisch geschiedenen Besitzerpaares das Anwesen verkaufen, der andere Teil will es behalten und damit’s nicht zu einfach wird gibt’s noch die Idee, auf dem Grundstück vor dem Verkaufen (oder auch nicht) noch etwas dazuzubauen.

Deswegen kann uns leider immer wieder nur ein kurzfristig verlängerter Vertrag angeboten werden, nun zu wesentlich höherer Miete, der jederzeit mit kurzer Vorlaufzeit vom Vermieter gekündigt werden kann.

Irgendwann nervt das, und deswegen haben wir nach langer Suche nun tatsächlich eine schöne und durch Glück die bisher günstigste Alternative gefunden, wie wir glauben.

Per Anfang März geht’s los und bis Mitte März (2010) soll der Umzug über die Bühne sein.

Lage ist nun näher an der Stadt (unsere Autos zerlegen sich schön langsam bei der täglichen Waschbrettpiste) und trotzdem nur 100 Meter zum schönen Meerzugang.

Rundum das Haus gibt’s sehr viel Platz und Schatten durch alte Bäume und hinterm „Hinterhof“ des Hauses geht die Piste in die Stadt vorbei.
Ich hoffe den Nachteil des stärkeren Verkehrsaufkommens mit der Option auf Festnetzinternetzugang zu kompensieren. Die Leitungen sollen nicht soo gut sein, ich hoffe aber trotzdem besser als Funk-Modem.
Der Lärm ist allerdings durch Sandstrasse, hohe Lage des Hauses und großem buschigen Zaun der nur Richtung Meer offen ist nicht mit z.B. der Einwanggasse vergleichbar – dB-mässig eher weniger als Hauptstrasse in Vöcklamarkt ;-).

UND: es gibt wieder ein Extrazimmer für Gäste ;-).

Magdalena’s hauptsächliche Bezugspersonen unserer Angestellten haben schon Interesse angemeldet, dass sie gerne auch im neuen Haus bei uns arbeiten würden, somit fehlt nur noch der Hund.

Einziges wirkliches Downgrade, das wir jetzt sehen ist, dass der Wassertank unterirdisch ist und somit bei Stromausfall (ca. 5 – 10% der Zeit) kein Wasser aus den Leitungen, sondern nur aus den Kübeln fließt.

Wer immer von Euch Lesern mir gute Tipps geben kann, welche Generatormarke bei Meerklima (extrem feuchte Salzluft!) empfehlenswert ist und worauf beim Neukauf acht gegeben werden muss, ist willkommen!
.
p.s.: Postadresse bleibt vorerst natürlich gleich - wenn was kommt, kommt's ins Postfach vom Bispo.

Job

Es ist soweit – nach einem halben Jahr Projektentwicklung (Durchlaufzeit) ist nun alles unter Dach und Fach:
- Projektpartner – OK
- Projekt – OK
- Arbeitsvertrag – OK
- Einsatzvertrag – OK
- Interne Dokumentation- OK
- Arbeitserlaubnis – OK
- Sogar eine Fertigstellungsfrist von der Migração für die Eintragsänderung in meinem DIRE (von „desempregado“ auf „empregado“) hab ich schon ;-)))))

Mit nur wenigen Kunstgriffen wurden die zuerst unüberwindbar scheinenden Hürden Dank Einsatz und Flexibilität von allen schlussendlich doch plangemäß gemeistert.

Danke an alle Beteiligten, allen voran an meinen Projektpartner, der das hier zwar nicht versteht, aber trotzdem gewürdigt gehört – hat sich voll ins Zeug gehauen und ich bin richtig stolz auf ihn. Muito Obrigado, Sr. Inglês!

Genauere Informationen zum Projekt gibt’s hier auf der H3 Homepage

Montag, 8. Februar 2010

Unser Lieblingsamt




(Abschluss von „Termos de responsabilidade“ bzw. “Keine Multa!?” von September bzw. Oktober 2009)

Magdalena kriegt natürlich auch eine Aufenthaltserlaubnis – und um den Schluss vorweg zu nehmen: WIR HABEN SIE!
als Beweis hier der Stempel:


Und, statt der geforderten (Schikanen-) Strafe von 43.000,- Meticais plus Gebühren haben wir sie jetzt (bis auf die abgenützten Nerven, zig Wege und sonstiger Aufwendungen) quasi geschenkt bekommen. Bearbeitungsgebühr: 940,- Meticais.
Böse Gesichtsausdrücke gratis – oder wir sind schon paranoid...


Protokoll einer Odyssee oder Beispiel für systematische Korruption:

Unsere erste Woche in Pemba (Mitte Juli 2009):
Information der Einwanderungsbehörde Migração zum Ablauf für Nena:
DIRE des Vaters schnell abwickeln (kostet extra) und gleich anschließend damit die TdR beantragen („das kann nämlich nur der Vater“) womit dann Nenas DIRE p.M. ausgestellt werden kann. Sonst nix.

DIRE Vater (schnell) fertig:
„Wie, der Vater arbeitet (noch) nicht (offiziell)?“
Dann brauchen wir das DIRE der Mutter, um die TdR auszufüllen.

DIRE Mutter fertig:
„Wie, das Visum der Tochter wurde nicht laufend verlängert?
=> 1.000,- Meticais Strafe für jeden Tag ohne gültigen Status = 43.000,- Meticais!“

Schriftlicher Einspruch und minutiöse Darlegung der Geschehnisse

Neue Info aus den hinteren Reihen des Amtes: Die TdR hätten ohne Probleme in unserer ersten Woche mit unseren Reisepässen ausgefüllt werden können! (mein Puls auf 180)

Es gibt so was wie ein stilles Schuldeingeständnis des Amtes (!!) und das bischöfliche Wappen bezeugt, dass wir die Wahrheit (und nichts als die Wahrheit) darlegten.

Nachdem wir schon so viel Zeit gebraucht hatten (es war mittlerweile Oktober und Magdalena noch immer „illegal“ im Land), investierten wir noch einmal in die teurere und schnellere Variante, um das leidige Thema hinter uns zu bringen.

Einreichung aller Unterlagen (Passfotos, Formulare, Arbeitsbestätigungen, Briefe des Arbeitgebers, Kopien der Pässe, etc...), zurücklehnen und bis zur schriftlich festgelegten Fertigstellungsfrist warten.

- Erster Abholungsversuch zu Fristende:
„Bitte doch in einer Woche noch einmal kommen, derzeit sind so viele Anliegen zu bearbeiten und der zuständige Beamte war auf Dienstreise...“

- Zweiter Abholungsversuche, eine Woche nach Fristende:
„Es tut leid, aber es gibt so viel Arbeit – bitte nächsten Freitag wieder kommen“

- Beim Dritten Abholversuch nächsten Freitag war Feiertag und geschlossen – wissen die Neuen hier leider nicht, aber die Beamten sollten’s schon wissen...

- Vierter Abholversuch, Montag nach dem nächsten Freitag:
„Tut leid, da hat der Kollege wohl nicht mitgedacht – nein die Dokumente sind noch nicht fertig – bitte....“
- ABER wir haben das jetzt schon dreimal gehört – gibt’s ein Problem mit den Unterlagen, fehlt ev. was oder war etwas falsch ausgefüllt?
„Nein, nein – einfach in einer Woche noch einmal kommen – der Kollege, der das macht, hat derzeit so viel Arbeit...“

- Fünfter Abholversuch, nicht mehr bei den Beamten am Schalter, sondern bei deren ersten Vorgesetzten, Sr. Julio: Er wird sich der Sache annehmen, ich soll Ende der Woche bei ihm anrufen, damit ich den Weg nicht umsonst mache (sic!).
„Vielmals Entschuldigung!“

- Sechster Abholversuch, Sr Julio hebt nicht ab. Ich fahre trotzdem hin.
Tut leid, Sr. Julio ist bis nächste Woche auf Dienstreise (kein Handyempfang?)

- Siebter Abholversuch: Sr. Julio kommt morgen zurück.

- Achter Abholversuch:
Barbara (zur Abwechslung) besucht Sr. Julio
„Bom Dia! Was kann ich für sie tun?“

Ach ja, Magdalena, ... er muss leider mit bedauernder Miene mitteilen, dass, zwar offensichtlich aber unverständlicher Weise, bei der vielen Arbeit, der Akt verlegt wurde und nicht mehr auffindbar ist.

Wir müssen die Unterlagen noch einmal beibringen – dann wird das Ganze prior behandelt werden - bestimmt.

Wir glauben ’s nicht, geh ’n noch einmal in die nächste Instanz, die kann jedoch auch nicht anders als das Gesagte zu bestätigen.

Leider ist jedoch schon kurz vor Weihnachten und der Bischof (und damit indirekt die von ihm abhängige Arbeitsbestätigung) bei seinem Chef in Maputo – erst wieder nach Neujahr für uns erreichbar.

Wir hoffen das macht nichts?

„Kein Problem – einfach zu Jahresanfang einreichen“

Keine zusätzliche Multa?

„Keine Multa!“


Zusammensuchen und Einreichen der Unterlagen (nach vorheriger Kopie von Allem).


- Zehnter Abholversuch, nach dem Ende der neuen Frist:
Bitte in vier Tagen noch einmal vorbeikommen (die Intervalle werden schon kürzer!) – das Dokument wurde schon gesichtet, ist aber noch nicht fertig.

- Elfter Abholversuch:
Ja, schon fast fertig, es fehlt nur noch die Unterschrift des Chefs.
Bitte am Donnerstag ab 14h wiederkommen (richtig verwegen, mit Zeitansage!)

- Zwölfter...
W I R H A B E N S I E !
Nur ein halbes Jahr nach unserer Ankunft, nach nur zweimal drauflegen für schnelle Bearbeitung wo ’s zum Schluss nur doppelt so langsam als einmal gaanz langsam (und gaanz billig) gedauert hat, nur einer einzigen (existenziell anmutenden) Strafandrohung mit süffisant zufriedenem Gesichtsaudruck (Beamte bekommen hier Provision bei Strafen!) und zerknirschter Rücknahme dergleichen, ist Magdalena nun ebenfalls legal in Mosambik.



Wir wissen jetzt, wo die Redewendung „ein gutes Dutzend“ herkommt.

Früher waren aller guten Dinge drei ;-)


Donnerstag, 28. Januar 2010

Flüsse statt Straßen (wenn schon, denn schon)

Wir waren wieder mal spät dran: ich Termin beim künftigen Chef, Barbara beim Bispo, der Schnellere von uns zwei mit Nena zum Passfotomachen (wieder mal für ihren DIRE-Antrag), unser Guard (wieder mal) verspätet, Nena noch schlafend und wenn sie geweckt wird saugrantig (außerordentlich schlecht gelaunt) und so richtig schwarze Gewitterwolken am Aufziehen.

Nachdem das Haus nicht unbewacht bleiben soll, müssen wir wieder mal mit zwei Autos ins 10 km entfernte Stadtzentrum losziehen. Ich zuerst, Barbara weckt Nena, wartet auf den Guard und kommt nach.
Irgendwie schaff ich’s rechtzeitig. Als ich beim Büro ankomm, schüttet’s in der Stadt schon wie aus Kübeln und die Nachbarskinder duschen sich mit dem vom Dach runterschießenden Regenwasser.
Ich springe vom Auto 7 Schritte ins Haus und bin durchnässt.

Bei der Fahrt vom Büro zur Diözese um Barbara’s task mit zu erledigen (wieder mal Arbeitsbestätigung für Nena’s DIRE abholen), da Barbara nicht rechtzeitig und schlussendlich ohne Übergabe mit dem Guard wegkam, krieg ich die beschlagenen Scheiben nicht mehr trocken bzw. durchsichtig und ahne den Weg mehr, als ich ihn sehe.

Im Schritttempo taste ich mich vorwärts, kenn den Weg nicht so gut, wundere mich aber nach einigen Metern über den durchgängig braunen Schimmer, der weit über den vermuteten Straßenbereich hinausgeht. Irgendwann bin ich so verunsichert, ob ich noch am Weg bin oder nicht und riskiere, schon bei nachlassendem Regen, das Fenster runterzukurbeln und realisiere mit etwas Unbehagen, dass ich mitten in einem See stehe, Wasser bis zum Türeinstieg.
Aufgrund des nächsten Baumes vor mir schätze ich mich aber noch überhalb Straßenuntergrund, sehe zu, dass ich vom Fleck komme, den Kopf beim Seitenfenster raus in den Regen und den Motor hochtourig, damit er beim nächsten Straßenloch ja nicht abstirbt und nicht zuviel Wasser in den Auspuff kommt.
Ich schaff’s gerade noch vor Büroschluss zum Bispo.

Als ich vor seiner offenen Türe warte bis ich dran bin, läutet mein Handy.

Barbara, relativ unentspannt, erklärt aufgeregt, dass überall auf der Straße Wasser ist, viel Wasser.
Mitten im aufgeregten Monolog verschwindet plötzlich das herkömmliche Satzgefüge und die Durchsage kulminiert in ostentativen Wortwiederholungen: scheiße, Scheiße, SCHEiße, ...
Ich werfe einen Blick zum Bischof und drücke das Telefon fest ans Ohr, damit er die lauter werdende Fäkalausdruckskette nicht mithören kann (versteht Deutsch – wär aber international verständlich gewesen).

Ich verliere meinerseits etwas die Gelassenheit, da meiner Fantasie klare Hinweise vorenthalten bleiben. Nach der ca. 15ten Wiederholung erfahre ich, dass Barbara jetzt aufhören muss, weil sie gleich steckenbleibt (sic!), ich versuche noch anzubringen, dass der Motor auf jeden Fall laufen bleiben soll, da ist die Verbindung aus.
Keine 20 sec. später läutet’s wieder, Barbara sagt, sie ist steckengeblieben, überall ist Wasser (?), ich MUSS SOFORT KOMMEN (ich werfe einen Blick zum Bispo, der im Begriff ist, mich hineinzubeten) und ob sie den Motor abstellen soll oder nicht.

Nach meinem telefonischen OK (werde kommen) und NEIN (Motor ja nicht abstellen!!) versuche ich dem Portier eine Nachricht für den Oberhirten zu hinterlassen. Der winkt allerdings ab – es ist 17:00 – er geht jetzt.
Ich stehe unschlüssig da und überlege, das in der Endphase befindliche Gesprächsgeplänkel von Barbara’s Chef mit einer Schwester zu unterbrechen, da läutet’s ein drittes Mal und Barbara verlautet, dass sie’s geschafft hat – sie ist der Wasser-Schlamm-Hölle gerade noch entkommen.

Ich atme zweimal durch und werde kurz darauf ins allerheiligste Empfangszimmer gebeten.
Der gewünschte Brief (A-bestätigung) ist noch ein Entwurf, hat ein paar kleinere Typos drinnen und beim zweiten Korrekturversuch hängt sich der bischöfliche Computer auf.

Während wir die Bestätigungs-Übergabe für den darauffolgenden Tag vereinbaren, läutet’s zum vierten Mal.

Ich MUSS (bitte) SOFORT zum Fotografen kommen.

An Nena ist die Aufregung nicht spurlos vorübergegangen und sie weigert sich, unter lautem Protestgeschreie und Weinen, sich „von dem Mann“ fotografieren zu lassen.

Der Papa soll das Foto machen!!

Ich empfehle mich entschuldigend bei seiner Exzellenz und fahre zum Kodak-Service-Pemba – es tröpfelt nur noch leicht, die Luft in der Stadt ist angenehm gewaschen und die Strassen sind voller Bäche und Mist, welcher vorher säuberlich in Zeilen und Haufen neben den Strassen lag.
Als ich ankomme, wartet eine erkleckliche Anzahl an Kunden, dass sich ein störrisches, weißes Kind fotografieren lässt und sie endlich an die Reihe kommen.

Boa tarde! Ähm, ja, genau, - ich bin der Vater.

Kurzer Blick durchs Lokal, Tasche ins Eck, Begrüßung und Verbündung mit Nena, ich stell mich wie zum Abdrücken neben den Chef des Ladens und der zweite Schnappschuss passt.
Wir dürfen bei der Nachbearbeitung zusehen: ein Kratzer am Wangerl und die verweinten Augen werden ruck-zuck kaschiert, da begrüßt uns ein Bekannter von Barbara von der Diözese.
Ob er ein Stück mitfahren kann?
Ja klar – kein Problem!
Aber der Papa muss mich tragen, verlangt Nena, die genug von fremden Männern hat, die nahe kommen.

Wir gehen zu den Autos, mit den praktischen Plastik-Flip-Flops durch den knöcheltiefen Bach der unterm Auto durchfließt, der Kollege bei mir im Hilux, wir fahren los und wundern uns, warum Barbara mit Nena im Rav nicht nachkommt.
Warten,
Telefon,
Barbara: das Auto ist kaputt!

Ich, ungläubig und genervt, drehe um, fahre zurück, starte den Rav. Der kommt, aber ruckelt.
Wir tauschen Autos und fahren im Konvoi heim.
Mit einigem Ruckeln, zwischendurch Absterben und nochmaligen Wasserlochdurchfahrten (Adrenalin!) schaffen wir’s schlussendlich bis nach Hause und auf den letzten km läuft der Rav immer runder – Gottseidank!

Zuhause, der Guard ist inzwischen angekommen und bekommt eine volle Ladung Anspannung von mir ab: er hat gefälligst pünktlich zu sein wenn er da arbeiten will und seine Ausreden interessieren mich nicht – ich bin zornig! – dann erstmal auf die Couch und Durchschnaufen.

Pffffff...

Was für ein Nachmittag!
Barbara hat schon ein Bier offen und wir scherzen, dass diese Geschichte einen Blogeintrag wert ist.
Ich will ihr als krönenden Schlusspunkt meine vorerst einmonatige Arbeitserlaubnis zeigen, finde aber meine Tasche nicht.
Ich ahne Schlimmes, frage Barbara, gehe raus zu den Autos, wieder rein, sie hat’s auch nicht gefunden und ich zucke aus...

Da war alles drinnen: Geldtasche, Bankomat-, Kreditkarte, Bargeld, Reisepass, DIRE, Führerschein (national und international), Impfpass, Projektdokumente.
Ich kann’s nicht glauben und produziere nun meinerseits eine Fäkalausdruckskette, so heftig, dass Nena zu weinen beginnt.
Ich beruhige mich und Nena kurz, um mir gleich darauf unglaublich niedergeschmettert vorzustellen, wie freundlich ich bei der Policia mit meinem Anliegen empfangen werden werde. SO EIN SCH....!

Die Tasche kann nur bei einem der Autostops gestohlen worden sein oder sie steht noch im Kodak-Shop, meine letzte Hoffnung.
Ich krame das Telefonbuch hervor (ja, so was gibt’s hier!) und finde tatsächlich die Nummer. Wir rufen an und erklären umständlich, was wir wollen – UND: leider nein, da ist keine braun-gelbe PUMA-Tasche. F..K!
Das gibt’s ja nicht!

Also los, zur Policia.

Am Weg will ich Barbara anrufen, damit sie das Sperren der Kreditkarten initiiert, aber ihr Handy läutet in meinem Auto. Hat sie wohl beim Rein und Raus glücklicherweise im Autoinneren verloren – war zwischen den Sitzen reingerutscht.
Also später Sperren.

Während der ganzen Fahrt male ich mir aus, womit ich die nächsten Wochen verbringen werde.
Nicht. Lustig.

Bevor ich zu meinen Freunden und Helfern fahre, will ich noch mal persönlich im Shop vorbeischauen – ich will’s einfach nicht glauben.
Mittlerweile ist’s 19:20 und ich fahre für die Verhältnisse (dunkel, nass, schlechte Scheinwerfer und Scheibenwischerblätter) nicht gerade vorbildlich, aber ich hab Glück und es geht sich aus: im Geschäft ist immer noch Licht! Der Guard meint, der Chefe ist noch mit einem Kollegen da.
Als der mich durch’s Fenster auf mein Klopfen hin sieht, grinst er, geht hinter die „Budl“ und holt: meine Tasche!
Unglaublich!

Wieso hat er am Telefon gesagt, sie ist nicht da?!?

Welches Telefon? Bei ihm hat niemand angerufen, sein Akku ist leer!

Ich zeig ihm die Nummer und er schüttelt den Kopf – kennt er nicht. Ist jetzt ja auch egal.
Ich check durch und es ist tatsächlich alles da. Ich pack’s nicht.

Die zwei lehnen bestimmt meinen überschwänglichen Dank und angebotenen Finderlohn ab – Ehrensache!

Mir bleibt nur übrig, meine Schuldigkeit zu artikulieren. Wann immer ich was helfen kann (weiss jetzt auch nicht so genau, was das sein könnte) soll er mich anrufen!
Wir tauschen Nummern aus und machen uns zu guter Letzt bekannt.
Er heißt Tony.
Markus.
Händeschütteln. Muito Prazer!

Da Tony, mei Freind, denk ich bei mir und bin an dem Abend erleichtert, wie selten zuvor.

Montag, 11. Januar 2010

SCUBA

Self contained underwater breathing apperatus – wie einige von Euch vielleicht aufgrund der vollständigen Bezeichnung vermuten (manchmal echt praktisch, die lange Version von Abkürzungen), kann man die zugehörige Ausrüstung bei entsprechenden Kenntnissen zum Atmen unter Wasser verwenden.

Und dann?
Entspannen und den Fischen zuschauen.

Nena war zufrieden mit der Erklärung, und wollte gleich mitkommen.
Geht natürlich noch nicht. Barbara muss sich noch anfreunden mit der Unterwasser - Idee und so konnte ich gemeinsam mit unserem Besuch über die Weihnachtsfeiertage meinen ersten Tauchkurs machen. Uuhh 8-) !

War eigentlich nie ein Ziel oder großer Wunsch von mir, aber nach einiger Zeit hier mit dem Riffsystem, den Walen und Delphinen vor der Nase dachte ich, dass ich schön blöd wäre, wenn ich nach zwei Jahren wieder weg fahren würd, ohne mir das mal von unten angesehen zu haben.

Nach zwei oder drei innerlichen Rucks zur Überwindung war’s abgemacht. Gemeinsam mit Steffi, Bernhard’s Freundin (H3 Kollege aus Beira) haben wir uns für den Open Water Diver bei Pieter, einem Tauchinstruktor, der schon Jahre hier in Pemba ist, angemeldet: Tauchschein für Meergewässer.

Und was soll ich schreiben – echt lässig.

Wir haben das ganze Programm in 5 Tagen durchgezogen, weil Steffi und Bernhard dann wieder weiterreisten. Komprimiert, aber OK, weil dadurch der innere Schweinehund keine Chance bekam.

Pieter hat auch gar nicht lange herumgeredet sondern mit uns das passende Equipment ausgesucht, gefragt, ob wir schwimmen können (JA) und schon mal Tauchen waren (NEIN) – und los ging’s.

Am Boot wurde kurz erklärt, worum’s geht (NEVER stop breathing!) und dann im hüfttiefen Wasser abseits des Touristenstrandes begonnen, verkehrt (weil mit Flossen), fully equipped langsam ins tiefere Wasser zu waten.
Nach ein paar einleitenden Übungen wurde der Rest des Lufttanks der ersten Einheit zum Schwimmen in ca. 5-10 Metern Tiefe (also richtig Tauchen - Yeah!) verwendet, um uns Gusto auf mehr zu machen.

An den folgenden Tagen wurde einiges trainiert, wie z.B. ständiger Druckausgleich für Ohren und Brille bei jedem Meter Tiefenveränderung (Kompensation Wasserdruck), Tauchbrille unter Wasser runter und wieder rauf, zwischendurch NICHT durch die Nase atmen *g*, was zu machen ist, wenn trotz Planung, Kontrolle und Vorsicht unter Wasser die Luft aus ist, Auftriebsregulierung mittels Gewichten, BCD (so eine Art Luftmatratzenjacke) und Lungenvolumen, richtiges Auftauchen, Notfallentledigung des Equipments unter Wasser und wieder Anziehen, Schwimmen mit Flossen und mit neutralem Auftrieb „schwebend“ über die Korallenriff-Formationen, und, je öfter desto ruhiger und mit mehr Auge für die Dinge, weswegen man das Ganze eigentlich macht.

Es ging zwischen den bunten Fischschwärmen hindurch, neben den großen Quallen (bei den Tentakeln hinten besser nicht ankommen) und bei der großen Lobster-Höhle vorbei, über den Rochen drüber und zumindest Steffi und Pieter konnten kurz einem kleinen Hai (~1m Länge) Hallo sagen – ich war leider weiter hinten noch mit dem Lobster beschäftigt. Der kleine Räuber hat dann nicht auf mich gewartet sondern sich blitzschnell wieder verzogen...

Sehr schön.

Beim vorletzten Tauchgang kam die ganze H3-Beira-Besuchs-Bande mit und da gings runter bis auf 20 Meter – an den Rand der „Wand“ – ein Abhang wo das Korallenriff nach unten abfällt, vergleichbar mit der Stelle in „Findet Nemo“, wo Nemo dem Papa nicht folgt, zum Boot rauf schwimmt und Fischern ins Netz geht... Ähnlich dramatisch bei uns: Volkmar hat auch nicht ‚gefolgt’ und ist den Anweisungen des Tauchlehrers zuwider tiefer getaucht als vereinbart, von der Faszination der Fische und Tiefe gefangen – knapp vorbei am Tiefenwahn – wobei, so genau weiß ich das bei ihm nie ;-).


Für das abschließende Examen hab ich mich seit langem wieder mal so richtig in eine Prüfungsvorbereitung gestürzt und mich soweit möglich zu Hause unsichtbar gemacht – mittlerweile erledigt und ich bin zertifizierter Open-Water-SCUBA-Diver :-)
Entschuldigung und Danke für’s Verständnis im Nachhinein an alle, die zu dieser Zeit da waren und mich nicht oder nur halb anwesend fanden.


Jedenfalls, wer auch immer als nächstes auf Besuch kommt: Barbara sucht noch einen Buddy und einen Anlass, um ihren Kurs gemeinsam mit wem von Euch zu machen. Der Respekt vorm Meer ist natürlich schon vorhanden, aber ohne dem wär’s nur halb so aufregend.


Und solltet ihr „zu spät“ kommen, sind wir froh, wenn mal jemand während einem unserer Tauchgänge bei Nena ist und die Fische von oben anschaut.

;-)

Montag, 4. Januar 2010

NATAL in Pemba

Wie war’s heuer bei uns in der etwas wärmeren Umgebung?

Im Advent hatten wir echt Einstimmungsschwierigkeiten und den ersten Adventsonntag haben wir einfach verpasst – ich vermute die Hitze hier als Ursache – und wenn nicht, ist’s eine gute Ausrede ;-). „Rechtzeitig“ zum zweiten Adventsonntag haben wir dann eine Strandvariante eines Adventkranzes entworfen. Ein Bild dazu siehe beim Nikolaus-Eintrag weiter unten – Meeresmuscheln mit Kerzen, hineingesteckt in die IKEA-Puppengeschirr-Cafe-Latte-Häferl von Nena, auf einem runden Tablett war das Ähnlichste was uns eingefallen ist...
Dann brauchte es noch einen Adventkalender um Magdalena zu veranschaulichen, wie oft sie noch schlafen muss, bis wirklich Weihnachten ist. Umso nötiger, da Lia, eine Freundin aus dem Kindergarten, die sie ab und zu zu Hause besuchen darf, eine Mama aus der Dominikanischen Republik hat. Dort ist es scheinbar üblich, den Weihnachtsbaum ab November aufzustellen. Für Nena ein klares Indiz, dass schon Weihnachten ist.

Um das zurechtzurücken musste als Basis ein Bambusstab herhalten.

Vor längerem schon waren die selbstklebenden Reflektorstreifen auf der Rückseite unseres Hilux zu erneuern und die Reste eigneten sich damals vorzüglich, um mit Nena einen Weihnachtsstern zu kleben, der jetzt am Ende des Adventkalenders seinen Dienst verrichtete (wegen dem Blitz beim Fotografieren täuscht die Farbe unseres Reflektorsterns ein bissl – bei Raumlicht ein sattes Kirschrot).

Unser Hallay’scher Komet geht also mit der Zeit, damit die Hirten, die ja heutzutage sogar auf den höchsten Almen ihrem Tagwerk mit Motorrädern nachgehen, die Ankunft des ersehnten Kindes ja nicht verpassen. Kundige wissen das z. B. vom Osttiroler Innerfillgraten-Tal – meistens, v.a. wenn Urlaubermädels da sind, gasen die Hirten-Jungs am Hinterrad ihrer Trial-Maschienen über Almstrassen und Abhänge, das aber nur am Rande erwähnt.

Um den kirschroten Faden nicht zu verlieren: am Bambusstab wurden dann beklebte/bemalte Zündholzschachteln bzw. Papierrollen mit kleinen Geschenken bzw. Zeichnungen/Hinweisen befestigt. 24 Stück, jeden Tag eins, bis zum kirschroten, bei Gegenverkehr hell erleuchteten Reflektorkomet.

Trotz Wärme von überall war uns dann um den 20igsten herum noch nach mehr Familienidylle und irgendwie hab ich’s geschafft, dass sich v.a. Barbara hingebungsvoll 2 Tage lang in der Küche die Beine in den Bauch gestanden hat, um Husarenkrapferl und Vanillekipferl (mit lokalem Kokos statt Nuss) aus unserem Backrohr zu zaubern. Natürlich haben alle inkl. Nena fest zusammengeholfen: bei der Füllung, beim Kipferl-formen und regelmäßigen, gewissenhaften Qualitätstests ob Keks oder Teig eh noch nicht schlecht geworden sind – kann ja vorkommen bei den erschwerten Umgebungsbedingungen...

Als Kripperl fungiert ein aus Strandgut aus Murrebue (schöner Strand in der Nähe) und von einem dort Ansässigen gebasteltes Haus – Maria, Josef und Geburtstagskind wurden bei den hiesigen Makonde-Art Künstlern in Auftrag gegeben und aus dunklem Tropenholz größengerecht dazu passend geschnitzt.

Am 24igsten abends waren wir dann bei Lia’s Eltern zum Essen eingeladen (Kindertisch inklusive)
und am 25igsten fand unser trautes Familienweihnachtsfest statt.


Schlussendlich stimmungsvoll, obwohl wir uns zum Schluss denn ärgsten Stress angefangen haben (muss wohl so sein). Wir waren der Meinung, unser Wohnzimmer könnte am Nachmittag, während Nena ihr descanso (Nachmittagsruhe) macht, für das Fest hergerichtet werden. Sollte ja eine Überraschung sein. Zusammenräumen und das Gröbste putzen. Und da war noch der (künstliche) Tannenbaum zu schmücken. Und die Geschenke einzupacken. Und die „wie-geht’s-Euch-Anrufe“ all jener, die die Bescherung ja schon hinter sich hatten...Ich war froh, dass es bedeckt war und leicht nieselte – ich habe geschwitzt wie selten.


Die anberaumte Zeit für das Kunst-Tannenbaum-Schmücken war klar zu kurz. Ich hatte keine Erfahrung damit, dass bei dem chinesischen Modell alle Äste (und ich meine ALLE, tw. inklusive Nadeln) erst in die wachstumsgerechte Richtung zurechtgebogen werden müssen, da für den Transport Asien-Afrika Volumen natürlich eine Rolle spielt. Das wird damit minimiert, indem man den Baum in zwei Teilen in so eine Art Badeschirm-Verpackung steckt. Worauf hin er nach dem Auspacken natürlich auch mal aussieht wie ein Badeschirm vorm Aufstellen. Womit ich natürlich nicht zufrieden war.

Mit einiger Hingabe gelang uns ein für hiesige Verhältnisse zufriedenstellendes Ergebnis. Zwischendurch war ich immer wieder erstaunt, wie viele Ästlein der chinesische Produktmanager zu unserem Glück vorgesehen hatte, welche zusammen schlussendlich zu einer fast „fülligen“ Baumillusion beitrugen. Das Ganze handgemacht, inkl. Transport und Verkaufsoverheads exkl. Schmuck zu einem Marktpreis von umgerechnet ca. €15,-. Beängstigend. Ich will eigentlich gar nicht wissen, wie viele Leute dabei wie wenig verdient haben.


Als ich im Vorfeld Barbara sagte, dass ich mit der Idee spielte, einen Baum in unserem Garten als Weihnachtsbaum zu schmücken (natürlich keine Tanne, sondern eher buschähnliche Gewächse, Kakteen bzw. ein Mini-Baobab) war’s schon zu spät – Überraschung!

Also haben wir das Beste daraus gemacht und mittlerweile kann ich mit der bunten „Immergrün-Variante“ vor unserer Couch ganz gut leben.




Apropos Überraschung: irgendwie haben wir’s dann doch geschafft, alles rechtzeitig fertig zu machen. Haben (nach einer kühlen Dusche) bei Einbruch der Dunkelheit beim ‚Adventkranz’ ein Lied gesungen, um anschließend vorsichtig ins Wohnzimmer zu schauen, was die Engeln (ich kann mit der Bezeichnung „guten Geister“ besser) die ganze Zeit gemacht haben und weswegen es bis dahin verboten war, hineinzugehen.


Das adventliche Liederproben mit Nena hat sich voll ausgezahlt (nur, wie von mir befürchtet, Stille Nacht hat etwas gehunzt, weil DAS singen wir ja erst am hl. Abend... – das kommt davon, wenn nicht geprobt wird ;-) ).


Nur die in der Eile doch nicht mehr verhüllten Geschenke haben etwas vom Singen und der Weihnachtsgeschichte abgelenkt – bis endlich die Überraschungen gelüftet werden durften.


An dieser Stelle nochmals Dank an alle, deren heimische Glückwünsche, Düfte und Geschenke den weiten Weg zu uns auf sich genommen und gefunden haben (und natürlich auch an jene, deren Geschenke noch unterwegs sind) –
DANKE.