Sonntag, 11. September 2011

Glaube kann Berge versetzen…

… und die hiesige Ausübung uns manchmal den Rest geben.

In den letzten Wochen hat sich bei Katha die Tendenz entwickelt, dass sie lieber nachts als unter Tags trinkt und damit auch lieber unter Tags schläft als nachts. Bei uns wäre es eigentlich noch umgekehrt.
Jedenfalls hat sich damit die familiäre Aufwachzeit kontinuierlich zu früherer Stunde hin entwickelt. Worauf auch Nena aufwacht und womit natürlich nicht mehr an Schlaf zu denken ist.
Soweit so normal.
Mit Nena konnten wir an Wochenenden manchmal luxuriöser Weise bis nach 7h schlafen, mit Kahta anfangs an guten Tagen bis 6:30. Dann bis 6h, 5:30 und seit kurzem begünstigt durch entfernte aber durchaus gut hörbare elektroakustische Wiedergabe – wir dachten an einen extrem lauten Fernseher im Morgengrauen - nur noch bis 5h früh.
Mit ausreichend geringem Entspannungsgrad war ich heute (Sonntag) in der Früh bereit, der Ursache auf den Grund zu gehen. Aus dem Bett raus, schnappte mir Katharina die animiert durch die fernen Laute schon munter im Bett rumturnte, sodass zumindest Barbara von ihr noch etwas Ruhe hatte, und marschierte ins Dorf rein Richtung lauter.
Abgesehen von der erfrischenden Wirkung eines Morgenspazierganges, die mir ein klein wenig vom Ärger nahm, konnte man vermutlich meinem Gesichtsausdruck noch ablesen, dass ich nicht ganz aus freien Stücken unterwegs war.
Das rege Tagestreiben im nur teilweise mit Strom versorgten Dorf beginnt natürlich früher und endet – bis auf die Freitags-Disco – auch früher. Deswegen wurde ich auch allerorts von ausgeschlafenen Morgengrüßen, Zunicken und Kinder – „dada!“-Rufen begleitet.
Als ich nach 15minütigem Fußweg an der Schallquelle ankam, fand ich ein fast verlassenes Haus, im umzäunten Hof ein Junge, der sich um einen Topf am Feuer kümmerte, rundherum normales Morgentreiben, keine Spur einer Versammlung oder von aufmerksamen Zuhörern und aus den scheibenlosen Fenstern dröhnte der Grund meines Spaziergangs.
Etwas irritiert stand ich nun da, Katharina am Arm, und sah schließlich die Nachbarin. Ich winkte ihr, ging auf sie zu und fragte sie, ob sie mir erklären könne, was denn hier abgehe.
Zuhause hatten wir ja aufgrund der unverständlichen Sprachmelodien vermutet es könnte sich eventuell um eine Wiederholung irgendwelcher Regierungsansprachen (so in der Art „Hohes Haus“), Propaganda oder um eine besonders frühe Version der Wahlwerbung handeln. Unabhängig vom Inhalt hätte ich mir aber zumindest eine Person in der Nähe erwartet, die dem ganzen zuhört.
Die Nachbarin also nickte, lächelte mütterlich, schaute mich verständnislos an und schickte schließlich eine jüngere Frau in die dem lauten Haus entgegengesetzte Richtung los. Mir zugewandt meinte sie nur: Der Besitzer kommt schon.
Aha.
Tatsächlich bog kurz darauf ein junger Mann ums Eck und wir begrüßten uns – er sei der Hausbesitzer.


Nun fragte ich also ihn, was es mit dem Lärm auf sich hätte. Wir würden ca. 2km entfernt auf der anderen Seite des Dorfes wohnen und in den letzten Tagen in aller Herrgottsfrüh immer von seinem Morgenprogramm „begleitet“ wach werden. Das sei ziemlich hart.
Er schaute mich durchdringend an und fragte schließlich: Sind sie kein Muslim?
Ich verneinte.
Arco Iris? (eine lokal verbreitete, von Weißen betriebene Glaubensgemeinschaft – wir glauben Sekte)
Negativ.
Das jedenfalls sei kein Lärm oder Propaganda sondern Auszüge aus dem Koran (dargebracht in der lokalen Sprache Makua, in aufgeregter Predigermanier, den Verstärker auf Anschlag) damit sie hinten auf der Baustelle (ca. 70m entfernt) in der Früh während der Arbeit (zwei Stunden lang!!!) den Worten des Propheten Mohammed lauschen können.



Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, was mir aber aufgrund meiner Mischung aus Überraschung und Ärger etwas schwer fiel. Natürlich könne jeder seine Religion in der Art und Weise ausleben, wie er das für richtig halte – wir würden das halt zuhause oder in der Kirche tun und ich hatte angenommen, dass die Muslime das eben auch entweder zuhause oder in der Moschee machen wohin sie auch der Muezzin per Lautsprecher ruft (in Österreich dröhnen als Pendent dazu ja schließlich auch überall die Glocken), alles kein Problem. So jedenfalls sei’s aber für uns etwas „ungewöhnlich“… Wegen der anhaltenden Perplexität dauerte meine Suche nach einem Kompromissvorschlag etwas.
Noch bevor ich fortfahren konnte, meinte er aber ‚OK‘, nickte etwas und nachdem er nichts mehr zu dem Thema zu sagen hatte, ging er wieder auf seine Baustelle.

Jetzt wissen wir wenigstens, wo’s herkommt 8-)

Donnerstag, 16. Juni 2011

Für Stefan: Ein Tag bei Toyota

Nachdem Stefan K. einer der proaktivsten Blogleser ist ("schimpft" mich, wenn ich zu lange nix schreib ;-)), ist es mir eine besondere Freude, auch ihm die folgende Alltagsepisode aus unserer Gegend zu schildern:

Alles begann damit, dass wir bei unserem Auto, dass wir vor knapp 2 Jahren gekauft hatten nun aufgrund von einseitigem Reifenverschleiß endlich die Spur einstellen lassen mussten.
Als der Meister endlich unter dem Auto lag schüttelte er vielsagen den Kopf: mit den Teilen geht das aber nicht mehr und zeigte mir die ausgeschlagenen Gelenke. Vorteil von einem Toyota in Moçambique: es gibt Originalteile. Nachteil: die sind so richtig teuer.


Na gut, dafür halten die dann auch 10mal so lange wie die Nachbauteile, die man auch um billigeres Geld bekommt und nur ungefähr passen.
Also wenn schon denn schon und lieber ‚richtig beim ersten Mal‘ (ein schöner Satz aus dem Qualitätsmanagement meiner ehemaligen Firma ;-)). Die Reparatur inkl. Teilen kostete knapp 1.000,- USD. Seitdem ist das Management dort aufmerksam und freundlich zu mir – auch gut.
Was mir damals ein bisschen komisch vorkam war allerdings, dass nach dem Einstellen der Spur 3x eine Probefahrt gemacht wurde – bis das Auto in der Mitte der Straße blieb (in der Mitte der Straße kann man aber auch mit X- oder O-Beinen gehen…).

Nachdem ich meine Bedenken geäußert hatte, wurde mir versichert, falls sich die Notwendigkeit in nächster Zeit ergäbe noch mal nach zu justieren, wäre das natürlich im bereits bezahlten Preis inbegriffen.

Sehr freundlich, zumindest.


Nachdem also die alten Reifen einseitig am Ende waren mussten neue her und erst mit denen macht‘s natürlich Sinn, die Spur endgültig einzustellen.
Dieses Mal ging ich den vielmaligen Testfahren auf den Grund. Der Mann, der „die Maschine“ (zum Spureinstellen) bedienen kann, sei schon länger nicht da, deswegen wird auf die altbewährte Methode der „corda“ zurückgegriffen (eine Schnur wird außen über die Reifen von hinten nach vorne gespannt – wenn sie bei jedem Reifen an beiden Punkten gleich ankommt bzw. gleichen Abstand aufweist ist die Spur richtig eingestellt...). Irgendwie hatte ich die Tendenz „der Maschine“ mehr zu vertrauen – aber wer weiß…?! Besser als gar nix und wir vereinbarten, sobald der Mann zurück ist, die ordentliche Einstellung nachzuholen.

Ich blieb somit halbwegs in der Mitte der Straße – mit neuen Reifen, eingestellt mit alter Methode.
Schlussendlich war der Mann, der die Maschine bedienen kann wieder da, gab mir den Tipp, dass der Reservereifen runter muss zum Einstellen (der hatte eine andere Felge) und der Originale rauf muss. Nachdem ich dann noch einen „Termin“ vereinbarte (einfach als erster in der Früh kommen…) war ich also wieder da.


Als erster in der Früh zu kommen ist mit zwei Kindern gar nicht so leicht – trotz Nanni. Ich hatte es nicht ganz geschafft – trotzdem wurde ich noch angenommen (Danke…).
Die Prozedur beginnt, indem als erstes der Status und Inhalt des Autos aufgenommen wird. Das ist Aufgabe des Sicherheitsmannes, damit da auch nix wegkommt (soll schon vorgekommen sein).
Danach wird nochmal Chassis-Nummer, wieder Kilometerstand und wieder der Name aufgenommen. Das ist Aufgabe des Bürogesellen, welcher sich auch gleichzeitig mit dem Computer anzufreunden versucht.
Nach einer Fünfviertelstunde war es vollbracht: das Auto war bereit um die Werkstatt gefahren werden zu dürfen. Leider hat inzwischen der Mann der Spureinstellmaschine zum Tribunal müssen.
Um einen Einblick in die Abläufe dort zu bekommen empfiehlt sich der Eintrag weiter oben (Tribunal und mosambikanisches Zeitverständnis). Meine Hoffnungen sanken, dass ich diesen Punkt heute noch von meiner Liste abhaken können würde…
Nach erfreulich kurzer Zeit war der Kollege wieder zurück und entgegen der Vorhersage des Meisters, dass es Vormittag wohl nix mehr werden würde kam jetzt unser Hilux dran.

Bei so einem alten Auto findet man ja immer wieder einen Teil, den man austauschen kann – so auch dieses Mal. Einer von denen, die das letzte Mal noch drinnen bleiben durften war nun dran – ein für die Spurführung mitverantwortliches Gelenk (zu englisch: "idler arm" war ausgeschlagen und hatte mehr als 1,5mm Spiel. So kann man natürlich die Spur nicht ordentlich einstellen.
Glücklicherweise ist der Teil nicht lagernd und die Bestellung dauert etwas – der Preis wurde mir aber schon mitgeteilt: nur knapp 450,- USD.
Das wird ja richtig billig das nächste Mal (wenn nicht noch was auftaucht).
In der Zwischenzeit ist aber mal die Spur mit der Maschine eingestellt worden und ich bilde mir sogar ein, dass es jetzt besser passt.
Das bisher recht freundliche Management hatte zudem nur kurz überzeugt werden müssen, dass es unangebracht wäre, beim dritten Mal Spureinstellen sich die Arbeitszeit vom Kunden wieder bezahlen zu lassen, nachdem’s schon 1x bezahlt, aber 2x nicht ordentlich eingestellt wurde und der „Spurmaschinentechniker“ zudem gleich gesagt hat, dass da ein Hund begraben war…
Wenn man nicht ÜBERALL selber aufpasst… ;-)

Immer wieder – Stress bei Fieber

Das war schon zuu schön.


Kleine Erfolge im Job, das Leben mit Katha spielte sich ein, sie gedeiht und trinkt, harmonisches Familienleben, fast jeden Tag Sonnenschein ('und der Tag am Meer…' F4).

In solchem Überschwang des Positiven ließ es sich auch Nena nicht nehmen ihrer Freude Ausdruck zu verleihen und musste Katha einfach ab und zu mal küssen. Obwohl sie einen ordentlichen Schnupfen ausbrütete. Und obwohl Papa und Mama immer wieder mahnten, doch bitte nur die kleinen Füße, aber nicht Hände und Kopf zu küssen.

Das können sie sich natürlich aufmalen, Papa und Mama. Und so kam es, dass der Schnupfen kein Schnupfen war sondern irgendeine Infektion, welche sich langsam bis zu 39,5° Fieber steigerte.
Zuerst bei Nena, dann bei Katha und zu guter Letzt Mama.
Und jedes Mal Fieber heißt natürlich jedes Mal Malariatest. Damit man besser schläft und um den Sorgen den Nährboden zu entziehen am besten sofort wenn’s akut ist – meistens in der Nacht.
Nena ist mittlerweile schon so routiniert bei der Blutabnahme dass ihr die Anerkennung der Laborassistenten nur so zufliegt. Mindestens seit den letzten 3-4 Malen keine einzige Träne.

Die letzte Respektsbezeugung lautete: „Esta menina tem couragem… tem couragem mesmo!“ (Dieses Mädchen ist mutig – richtig mutig!). Was der Mann nicht wissen konnte war, dass jemand, der „so stark wie Spiderman“ ist, sich natürlich nicht fürchtet vor Nadeln oder Spritzen :-).

Logisch – oder?!

Bei Katha waren Mama und Papa aber nicht so stark wie Spiderman. Zwar nicht geweint, aber schon Angst gehabt (Wobei - wer sagt eigentlich, dass Spiderman keine Angst hat…).
Nachdem dem Baby die Tragweite der Situation ja noch nicht so bewusst war war Katha trotz hohen Fiebers relativ gut gelaunt und hauptsächlich wir hatten Stress.

Nena schlief, Barbara war nervös, musste aber trotzdem mit dem Baby in die Klinik, da wir nicht wollten, dass Nena aufwacht – also musste ich zuhause bleiben – für den Fall der Fälle dass das zweite kranke Kind doch was braucht.

Unser Besuch Theres wäre zwar im ersten Stock gewesen für den Fall der Fälle – die wollten wir da aber nicht mit reinziehen.

Also einpacken – zur Sicherheit in der Klinik anläuten und: Möp. Niemand hebt ab.
Nochmal. Festnetz, Handy, nochmal Festnetz. Dann den Direktor der Klinik zuhause direkt am Handy angerufen (der hat das ausdrücklich angeboten…). Der meinte: kann sein, dass alle draußen auf der Straße sind, weil ja den ganzen Tag schon kein Strom war (auf der Straße ist mehr los…).

Super.

Außerdem kann nur ein Malaria-Schnelltest angeboten werden (der, der bei unserem Kollegen Stefan 2x negativ war obwohl er Malaria hatte…) – Blutbild geht ohne Strom nicht.
Kurz Luft holen: wir wohnen in der „Landeshauptstadt“ und können keinen vollständigen Malariatest machen weil’s keinen Strom gibt und der Generator „just heute“ auch nicht geht.
Wir glauben’s nicht und haken beim Direktor der Privatklink weiter nach. Naja – wir können schon ins Hospital Provincial auch gehen... Na dann machen wir das doch!


Er höchst persönlich empfängt Barbara und schleust sie durch. Schneller als normalerweise in der Privatklinik ist sie wieder zurück und zum Glück ist das Ergebnis negativ.
Das Fieber von beiden blieb aber noch ein paar Tage erhöht bis sie sich wieder erholten. Nach der ganzen Aufregung fiel der Stress von Barbara etwas ab und sie bekam am nächsten Tag abends Schüttelfrost und kribbelige Finger – genau meine Symptome damals bei der Malaria.

Ka...!

Also Katha einpacken, Nena wurde unserem Wächter anvertraut und wieder ab ins Hospital da in der Klinik nach 22h niemand mehr im Labor ist. Zu unserem Erstaunen waren die ansonsten überfüllten Gänge und Wartesäle menschenleer. Das mag vielleicht an der fortgeschrittenen Tageszeit gelegen sein – es war kurz nach Mitternacht.


Dennoch wurde Barbara nach minimaler Wartezeit von einem Arzt empfangen – in bisher nie gesehener Geschwindigkeit ein Test gemacht und mit dem negativem Ergebnis und freundlichen Empfehlungen wieder nach Hause geschickt.

Nach geschätzten 20 Minuten waren wir wieder draußen. Das machen wir jetzt immer so. Zumindest zu Mitternacht.

Montag, 2. Mai 2011

UGANDA

Ich hatte die Ehre gemeinsam mit einem Kollegen aus Beira ausgewählt worden zu sein um an einer Fortbildung in Kampala / Uganda teilzunehmen. Hand in Hand damit ging auch die Möglichkeit ein paar Kollegen in deren Projekten dort zu besuchen um somit einen kleinen Einblick in andere Länder und Sitten zu bekommen.






Unglücklicherweise hatte die Regierung von Uganda bei den vor kurzem abgehaltenen Wahlen scheinbar die Staatskasse geleert und sah sich so gezwungen diese wieder zu füllen. Erhöhte Steuern auf Treibstoffe, Erhöhungen bei den öffentlichen Studiengebühren (auf 200%!!) und gesteigerte Preise bei Grundnahrungsmitteln provozierte den Protest der Opposition, welche die Bevölkerung aufrief jeden Montag und Donnerstag zu Fuß zur Arbeit zu gehen (Demonstrationsverbot) um so friedlich zum Ausdruck zu bringen, dass sie sich den motorisierten Transport nicht mehr leisten konnte.
Die Absicht war friedlich nach nordafrikanischem Vorbild (nicht Libyen, aber Tunesien und Ägypten), die Reaktion des Machtapparates war vorsichtig formuliert „überzogen“.
Polizei, Militär, Panzerfahrzeuge, Tränengas und scharfe Munition, welche laut Order und Berichten nur nach oben in die Luft gefeuert wurde. Mysteriöser Weise wurden dabei mindestens 5 Personen, darunter ein Kleinkind, getötet, und mehr als 150 Personen zum Teil schwer verletzt und in Krankenhäuser eingeliefert.
Wir kamen „genau richtig“ – am Eingang zur Uni waren Sicherheitskräfte postiert – wir wurden aber durchgewunken und von unserem Fahrer vorsichtig durch den Campus zum Institut chauffiert, an dem wir einen Termin hatten. Nach kurzer Beratung mit unserem Kollegen kamen wir zu dem Schluss das Treffen abzuhalten. Wir waren durch die zwei Schüsse mit Tränengas mehr beunruhigt als er, der das schon zu kennen schien. Nach dem Termin bevorzugten wir die Ausfahrt durch den Hintereingang, welche sich ohne Komplikationen bewältigen ließ. Wir waren jedenfalls froh, als wir wieder draußen waren.
Die Fortbildung und unsere Unterkunft waren in einem ruhigen Teil der Stadt angesiedelt, welcher durch die Unruhen nicht betroffen war – nur die Besuche im Zentrum der Stadt fielen ins Wasser. Wir konnten uns somit voll auf die interessanten Inhalte konzentrieren und hörten nur ab und zu Einsatzfahrzeuge mit Vollgetonhorn auf der nahen Straße vorbeifahren. Die machen das aber sicher auch ohne Unruhen ab und zu.
Da mein Rückflug mangels Alternativen als letzter aller Teilnehmer erst am Samstag früh ging, hatte ich den fortbildungsfreien Karfreitag für andere Unternehmungen frei.
Ein Pater hatte mich schon während der Woche angesprochen, dass er gerne meinen tontechnischen Rat hätte bei seinem Projekt in seiner Diözese (Jinja), 120km von Kampala entfernt. Also kam ich nach Abstimmung mit meinen Chefs in den Genuss Uganda auch von der Straße und der ländlichen Seite aus kennen zu lernen.
Nach dem Projektbesuch und meinen Beratungen zeigte sich Pater Richard sehr dankbar und chauffierte mich zu den Sehenswürdigkeiten in der Gegend – welche die Kathedrale








auf eine Anhöhe, von welcher man die ganze Stadt übersehen konnte, den Ursprung des Nils und dessen Wasserfälle miteinschloss.








Nach dem Ausflug, welcher den ganzen Tag beanspruchte, kamen wir fix und fertig am Abend wieder im Hotel an (er musste wieder zurückfahren!) und ich packte meine Koffer und reiste am nächsten Morgen ab, um pünktlich zum Ostersonntag wieder zu Hause zu sein.

Quartalsbericht

Es hat sich einiges getan, aber der Reihe nach:

ABSCHIED
Weihnachten in Pemba in trauter Dreisamkeit, Silvester in Zweisamkeit, da Barbara schon im Flugzeug Richtung Wien saß.



Auf den letzten Drücker sozusagen, in der 35igsten Schwangerschaftswoche. Beim Einchecken in Pemba mussten zwei Zeugen ein Formular unterschreiben, das die Fluglinie im Falle von Komplikationen schadlos hält. Nachdem wir nur zu dritt dort waren und Nena als Zeugin noch nicht akzeptiert wurde musste als zweiter Zeuge ein wildfremder Stadtbewohner herhalten, von dem wir zumindest wissen, wo er wohnt ;-).
Nena war ganz schön traurig, als Mama mit dem Flugzeug wegflog, schlussendlich war’s aber mit Papa zu zweit gar nicht schlecht, und schließlich gibt’s ja Skype!
Kurzfristig alleinerziehend und berufstätig hat seine Qualitäten aber auch Herausforderungen – ohne Haushaltshilfe kann und will ich mir das grad gar nicht vorstellen.



REISE NACH EUROPA
Schließlich war’s soweit. Nachdem wir die Wochen und Tage bis zu unserem Abflug schon von Barbara’s Abschied an gezählt hatten stiegen auch wir in den Flieger. Zuerst nach Johannesburg und dort mal Pause.
Der ursprüngliche Flug nach JNB, mit dem wir die gesamte Reise bis Wien innerhalb von 24h hätten bewältigen können war nicht ausgelastet (Nena und ich wären die einzigen Reisenden gewesen) und wurde somit 2 Wochen vor dem Tag X gestrichen. Der Ersatzflug implizierte 4 Tage Aufenthalt in JNB. Zum Glück kamen wir bei einer Freundin von Barbara’s Schwester, Catharine welche in Pretoria wohnt, unter. Was heißt kamen wir unter – wir wurden aller herzlichst aufgenommen, abgeholt, bewirtet, durften uns wie zu Hause fühlen, Tennisplatz und Pool verwenden, machten gemeinsame Unternehmungen und wurden schlussendlich sogar wieder zum Flughafen chauffiert. DANKE nochmal Catharine!
Den ersten Hauch von Europa bekamen wir beim Boarden in JNB (SUISS-AIR) zu spüren als uns Schweizer Dialekt um die Ohren schwirrte, den zweiten Hauch als wir nach dem Nachtflug am Flughafen Zürich schlaftrunken in der Früh im Transferzug zum nächsten Flug mit HEIDI-Jodl-Almen Idylle beglückt wurden. Technisch interessant realisiert, da das fenstergroße Bild im Tunnel außerhalb des Zuges auf einem riesigen (als solches fast nicht wahrnehmbaren) Display zu sehen war und sich mit gleicher Geschwindigkeit wie der Zug unterwegs war, draußen mitbewegte – somit aus dem Zug betrachtet als stehend wahrgenommen werden konnte UND man damit aus dem Zug Heidi für die Dauer der Werbeeinschaltung vor dem Matterhorn beim Jodln zuschaun konnte…
Meine letzten gespeicherten Natureindrücke aus SA waren Nashörner die wir am Tag vor unserem Abflug sahen und ich wähnte mich zuerst beim Anblick der Schweiz-Werbung in einem wilden Traum, in dem das mächtige Tier mit dem Felsmassiv durcheinandergekommen war, „Nas-“ und „Matter-“ ineinander mutierten, das Endprodukt stellte sich als Enkelin des Almöhi heraus und begann zu jodeln. Nix für schwache Nerven…
Jedenfalls war ich zu dem Zeitpunkt noch nicht richtig wach und musste mich kurz vergegenwärtigen ob ich bei Bewusstsein war und bin bis jetzt im Zweifel, aber ich trau’s ihnen zu, den Schweizern ;-)
Der Flug Zürich-Wien ist noch eine eigene Erwähnung wert, v.a. wenn man zwei Jahre lang keinen Schnee und keine (richtigen) Berge mehr gesehen hat. Sehr schön.


WIEN
In Wien wurden wir von Barbara, Abel-Oma und Angela (Nenas gleich alte Cousine) inkl. einem Berg Winterkleidung herzlich begrüßt. Mit dem Zwischenstopp in JNB/Pretoria hatten wir uns ja schon etwas auf den Klimawechsel einstellen können und so war der Sprung nicht ganz so groß – außerdem hatten wir Sonne mitgebracht.
Die Luft war kalt und angenehm klar zum Atmen (trotz der nahen ÖMV-Raffinerie) und hatte einen Tick von Heimat.
Die Straßen ohne Löcher, Strom und Internet ständig funktionstüchtig, Schwarzbrot zum Essen und die besten Delikatessen dazu: Käse, Schinken, Speck, frische Salate (trotz Winter) und umsorgt von der Schwiegermama, - kurzum: alles was das Herz begehrt ;-)


Ein Kurzbesuch bei den ehem. Kollegen bei AKG um Ersatzteile zu besorgen machte die unterschiedlichen Welten noch deutlicher, erinnerte mich natürlich auch an die Zeit vor Mosambik. Nach kurzem bekam ich privilegierter Weise schon das eine oder andere Funktionsmuster vorgestellt, welches es bald als Produkt zu den Kunden schaffen soll – ich freu mich schon drauf ;-).
Nach Ausschlafen und Familienbesuchen gings weiter zur nächsten Station:



VÖCKLAMARKT
Mein Bruder Hannes hatte uns mitsamt Sack und Pack in Wien abgeholt und so sparten wir uns die Schlepperei zum und vom Zug und außerdem wollten wir die Fahrzeit nützen um uns seit langem wieder mal ungestört unterhalten zu können. Das funktionierte solange bis mich die Müdigkeit übermannte und ich wegnickte… War trotzdem super und DANKE nochmal!
In Vöcklamarkt angekommen war schon alles für unseren Einzug vorbereitet, die ehemalige Wohnung von Omi einmal durchgeputzt, der Keller mit Estrich, Dosen, Licht und Verputz versehen so dass zumindest mal das Schlagzeug aus der Wohnung runtergeräumt werden konnte und später mal ein Proberaum draus werden kann. SUPER.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten, hätte es eigentlich plangemäß losgehen können, unser Baby ließ sich aber noch Zeit und befand, die Mama solle sich erst Mal entspannen 
Ich ging inzwischen mit Barbara zu Voruntersuchungen in Krankenhäuser, mit Nena in den Schnee zum Bob-Rutschen,


half Papa am Computer und versuchte auch etwas runter zu kommen. Nena und Tobias wissen, wie das am Besten geht!

KATHARINA ZURI
Als wir sozusagen an und zur Ruhe gekommen waren war’s soweit und nach einem Kurzaufenthalt im Kreissaal war Katharina Zuri geboren!




Alles ging glatt und wir waren froh über den medizinischen und sonstigen Infrastrukturstandard, der uns zur Verfügung stand. Sich vorzustellen wie es ohne alldem gewesen wär löst unmittelbar Unbehagen aus.

FORMALITÄTEN
Nachdem Zuri ganz entspannt etwas später auf die Welt kam, verkürzte das den Abstand zu unserer natürlich schon vorher gebuchten Rückreise. Hier in umgekehrter Reihenfolge: Nena und ich zuerst weil mein Urlaub ja beschränkt ist, Barbara mit Zuri danach. Damit Zuri mitdurfte, brauchte sie natürlich auch alle möglichen Dokumente – hier der Reihe nach:
- Geburtsurkunde (dafür die jeweilige von Vater, Mutter und deren Heiratsurkunde)
- Meldezettel
- Staatsbürgerschaftsnachweis
- Reisepass (natürlich mit Passfoto)
- Visum für Mosambik aus Berlin
Außerdem waren die Anträge für Familienbeihilfe und Kinderbetreuungsgeld zu stellen (Zweiteres erst mit zuerkannten Ersterem möglich) und abseits von allem sollte unser Zwutschkerl erstmal Mama, Papa und ihre Schwester kennenlernen, ordentlich trinken und schlafen, gebührend „Willkommen“ geheißen werden und zumindest zu den erreichbaren Freunden von Mama und Papa sowie allen Verwandten bis einschließlich dritten Grades einmal „Hallo!“ gesagt haben ;-).
Wir waren gut beschäftigt in den knapp zwei zur Verfügung stehenden Wochen.
Hier finde ich es noch angebracht eine Lanze für die österreichische Verwaltung und die meisten darin Tätigen zu brechen: ich wurde an allen Stellen zumindest höflich und manchmal mit Bitten und Hinweis auf unsere zeitlich dringliche Situation zuvorkommend behandelt sodass es schlussendlich gelang, alles rechtzeitig abzuwickeln. Wenn ich mir selbiges in Mosambik vorstelle überkommt mich zuerst ein kalter Schauer und dann ein wahnsinniger Gesichtsausdruck. Geschätzte Durchlaufzeit für all das: ca. ein halbes bis ein ganzes Jahr, gespickt mit Unvermögen und Schikanen.
Ich werde künftige Diskussionen über Unzulänglichkeiten des österreichischen Verwaltungsapparates als ‚Raunzen auf hohem Niveau‘ betrachten können.

GLÜCKLICH VEREINT

Nachdem wir auch unsere Rückreisen ganz ohne Komplikationen, mit nur drei Tagen Warten in einem guesthouse in Johannesburg hinter uns gebracht hatten, kamen Nena und ich zuerst an und fanden unser Haus in Pemba nach 5 Wochen mit geschlossenen Türen und Regen komplett verdreckt und verschimmelt an.
Dreck, welcher durch Wind und Regen vom Naturdach und den darin lebenden Bewohnern (Gekkos, alle möglichen Insekte und Spinnen) nach und nach runtersegelte und Schimmel, weil wir diese Erfahrung noch nicht hatten und niemanden regelmässig zum Durchlüften schickten, und somit die Feuchte mit dem organischen Substrat von oben einen optimalen Nährboden bildete. Lecker.
Nach drei Tagen putzen, neuen Matratzen, komplette Wäsche der meisten gelagerten Anzieh-teile waren wir soweit, dass es sich wieder wie „zuhause“ anfühlte. Barbara kam eine Woche später und wir konnten sie mit Zuri somit im „gemachten Nest“ begrüßen.

KINDERMÄDCHEN
Dona Munaite kannten wir schon von Nena’s Kindergartenfreund Silvan und seinem Bruder Yannik – sie betreute beide. Es traf sich glücklich, dass deren Eltern entschieden ihren nächsten Lebensabschnitt in Peru anzutreten – just zu dem Zeitpunkt, ab dem wir jemanden als Hilfe für Zuri brauchten.


Wir vereinbarten somit den „Deal“ und die Sache war abgemacht. Nena war natürlich etwas traurig, dass ihr Freund Silvan nun so weit weg ist – Munaite ist derzeit nur ein schwacher Trost, obwohl sie sich sehr gut verstehen und mögen (Nena schreit seit kurzem „du hast einen dicken Hintern“ im lokaler Sprache Makua herum…). Auch Katharina fühlt sich scheinbar in den erfahrenen Händen sicher und verlangt nur ab und zu sehr bestimmt nach Mama. Richtig so!