Dienstag, 30. April 2013

Begräbnisse und Kürbisse

Mittlerweile fühle ich mich mittendrin im Land mit den unglaublichen Statistiken zu Lebenserwartung und Kindersterblichkeit. ‚Traditionell‘ zur Regenzeit hielt die Cholera Einzug und fordert nach wie vor ihre Opfer quer durch die Altersgruppen. Und das nicht irgendwo, weit weg von uns, sondern 25 Gehminuten, 5 Minuten mit dem Auto entfernt, im Dorf unserer Hausangestellten, Maringanha. Das Dorf wo wir am Anfang hier in Pemba wohnten.
Allein in den letzten 7 Tagen starben dort 5 Personen daran. 2 Erwachsene, 3 Kinder. Wir bekommen die Nachrichten zum Frühstück serviert: „A Cholera continua matar – morreu outra pessoa…“. So in der Art ‚Jetz‘ is schon wieder was passiert…‘.

Dass wir zuhause eine „Eingangshygienestation“ zur Desinfektion von Händen und Füßen für alle Ankommenden haben, ist nur eine Form um mit der Tragik umzugehen und uns selbst und vor allem die Kinder vor dem Virus zu schützen.  Die Bekannten unserer Angestellten werden deswegen nicht mehr lebendig.

Heute früh ist der Vater von meinem Kollegen Mauro gestorben. Inoffizielle Todesursache: Malaria. Er war mit unserer Angestellten Fatima in der Schule, war immer gesund und stark, sagt sie. Vor zwei Jahren begann man ihm anzusehen, dass er krank war. Bis dahin hatte er eine ansehnliche Zahl von Kindern gezeugt. 9 Kinder von 4 verschiedenen Frauen sind bekannt. ‚Sim, ele circulou muito‘ sagt Famita. Er ist viel herumgekommen, freundlich ausgedrückt.
Das soll hier nicht in gossip ausarten, sondern veranschaulichen, was ich sonst nur aus Büchern oder Fallstudien kannte. Und jetzt konkret aus meiner Nachbarschaft. Nicht ‚aus Afrika‘.
Sein letztes Kind kam vor einem Monat auf die Welt und ist die Enkelin ‚unseres‘ Dorfchefs. Dieser war ganz und gar nicht einverstanden mit der ‚Liebesbeziehung‘ seiner 16-17jährigen Tochter. Deren Mutter meinte laut Fatima sinngemäß: 'Lass dich nicht mit ihm ein, er sieht krank aus'. Und sie sprach nicht von Malaria.

Kurz überschlagen waren also bekannter Weise ca. 15 Personen den direkten Auswirkungen seiner Körperflüssigkeiten ausgesetzt. Die Dunkelziffer kann mit ruhigen Gewissen verdoppelt werden. Ich nehme an, dass mehr als die Hälfte dieser Personen noch nie einen Test gemacht hat.

Nachdem dieser Mann nicht der einzige mit einem derartigen Lebensstil ist, darf angenommen werden, dass es auch Frauen gibt, die die weibliche Rolle zu diesen Lebensstilen innehaben. Direkt gesagt: Jede seiner ehemaligen Frauen ist natürlich nicht allein geblieben, nachdem der Holodri weg war.
Ein Pyramidenspiel ist ein Kindergeburtstag dagegen. Russisches Roulette im Blindflug. Zumindest bei der Hälfte der Betroffenen.

Dass die von mir vermutete Todesursache hier nur zwischen den Zeilen durchklingt, spiegelt die Haltung aus dem Dorf wider. Über das redet man nicht. Und wenn, dann nur unangenehm berührt.

Ginge mir genauso.


Im Anbetracht all dieser Krankheiten und Tode könnte man schon leicht verzweifeln. Außerdem sind meine Papaya-Bäumchen so ganz und gar nix geworden. Das wäre ein schöner Kontrapunkt zu dem Sterben rundherum gewesen – Bäume pflanzen die auch wachsen. Der letzte meiner 4 Versuche verliert jetzt grad seine letzten Blätter. Ich kann über die Ursache wieder nur spekulieren. Vielleicht zu unregelmäßige Wasserzufuhr. Das haut einen echt nieder.
Also ein anderer Anlauf: Kürbisse und Zucchini. Jetzt mehr im Halbschatten. Die Aufzucht der Kleinpflanzen im Haus war erfolgsversprechend. Die Beete draußen wurden vorbereitet, bereits etwas eigenen Kompost (der leider noch viel zu trocken ist, aber wir haben teilweise nicht einmal genug Wasser zum Duschen…) und Ziegendung dazu gemischt und dann: großes Einpflanzen! Für die Kinder war es bis daher schon aufregend. Vor allem dass aus den Kernen im Haus auf einmal grüne Halme und Blätter rauskamen – irre.
Nachdem die Jungpflänzchen auch draußen Fuß fassten, bekamen aber auch andere mit, dass hier was Leckeres abgeht und binnen 10-14 Tagen waren fast alle Pflanzen von Schädlingen abgefressen. Wie wenn Cholera, Malaria etc. nicht schon genug wären.
Die Ursachenforschung gestaltet sich auch hier eher schwierig. Eine Feindesgattung wurde aber ausgemacht und bewegt sich wie in Europa kriechend/krabbelnd voran. Schnecken- und Tausendfüßler-ähnliches Getier.
Um diese Gattung abzuwehren hab ich also noch einen Versuch gestartet und die Idee eines österreichischen „Schneckenblechs“ auf die hiesigen Größenverhältnisse adaptiert und die Beete damit zusätzlich zum Bambuszaun eingezäunt.
Jetzt halten wir grad der zweiten Runde Kürbiskernen die Daumen, dass sie auch jetzt am Ende der Regenzeit im Haus gehegt und gepflegt noch austreiben und dann draußen noch Fuß fassen können.

Warum mach ich jetzt das Ganze überhaupt noch? Ich möcht hier mal festhalten, dass das zwischendurch nämlich äußerst frustrierend ist, falls das noch nicht durchgeklungen sein sollte ;-)

Mein Nachbar Ryan hat letztens eine simbabwianische Redewendung zitiert: Don’t judge your day by how much you reap, but by how many seeds you plant.

Das passt im übertragenen Sinn und auch direkt auf meinen fragwürdigen grünen Daumen: Bewerte deinen Tag nicht daran wie viel du erntest, sondern daran, wie viel du säst. 

Hat was und hilft beim Aufrappeln zum nächsten Anlauf...

Dienstag, 4. Dezember 2012

Die Gewitztheit des Hasen


Nach fast 3 Jahren Zusammenarbeit mit mir musste vorigen Samstag Fifo, mein Counterpart der ersten Stunde und Chef der Technik-Abteilung, bei einem fürchterlichen Autounfall sein Leben lassen.

Er war der erfahrenste meiner Kollegen, kompensierte seine bescheidene Schulausbildung mit Initiative, Kreativität und technischem Geschick.

Oft verstand ich, der hier neu Angekommene, manches nicht wirklich und es schien, als ob er meinen fragenden Gesichtsausdruck lesen konnte.
In dieser Hinsicht waren wir uns gleich und ergänzten uns, bildeten ein „Team“: Er bemerkte, wenn ich Fragen hatte und erklärte es mir zum gegebenen Augenblick. Ich bemerkte, wenn er Fragen hatte und versuchte so lange unterschiedliche Erklärungsansätze, bis er den zu vermittelnden Inhalt einordnen konnte.

Eine gute Schule für uns beide.



Er wird fehlen.



Bei einem unserer Projekte brachte er die Idee ein, doch statt nur Musik auch Geschichten aufzunehmen. Jene, die über Generationen bis heute am Lagerfeuer weitergegeben wurden. Die handelnden Figuren sind oftmals fiktiv (vgl. zu „unserem Graf Bobby“) oder aus dem Tierreich entliehen. 
Inhaltlich ist es meist Schläue oder Schlagfertigkeit die transportiert wird bzw. wie sich die Protagonisten aus prekären Situationen entziehen und vermeintlich überlegenen Kontrahenten das Schnippchen schlagen.

Seinen Anekdoten zufolge musste sich auch Fifo selbst öfter als einmal aus prekären Situationen herausmanövrieren; die Lagerfeuergeschichten könnten meiner Einschätzung nach gut die eine oder andere Vorlage dazu geliefert haben.

Für die Aufnahme in unserem Projekt damals wählte er die folgende Parabel vom Hasen und dem Affen.

Die Art und Weise wie er sich als Erzähler am Schluss der Geschichte selbst am meisten über den ‚wiffen‘ Hasen und den ,hereingelgten' Affen zerkugelt, ist ein gutes Beispiel seiner Lebensfreude.







Er wird in Erinnerung bleiben.

Fifo

1976 - 2012

 

A esperteza do coelho

Traditional, Artist: Abdul Latifo Issa / Fifo
Técnica de gravação: Mono, gravada na sala do TTT (primeiras experiências)

Chamo-me Fifo, vou contar uma anedota: Era uma vez um coelho e um macaco.
Um dia o coelho perguntou o macaco: meu amigo: porque tens os teus olhos dentro?
O macaco respondeu com um sorriso: Hahaha – é porque eu ponho oculos!
Mhm – entou o coelho ficou, ficou, ficou...
Um outro dia perguntou-lhe: olha meu amigo: porque tu tens as nadigas todas vermelhas?
O coelho respondeu-lhe com um bom sorriso: hahahaha –  eu sento no escritório meu amigo – sento la muito tempo e acabo ficando lá horas e horas e fico com as nadigas assim.
Hm – o coelho ficou chateado. Este gacho esta gozar comigo.
Um certo dia o coelho convidou ao macaco a um almoço. Preparou-lhe um grande frango, dissse: meu amigo para almoçarmos tens que lavar as mãos alí no poço – e tens que chegar aqui com as mãoes limpas para comermos.
O macao todas as vezes que fosse la ao poço lavar as mãos chegava na mesa com as mãos todas sujas.
Assim o coelho comeu toda galinha e o macao continua com fome – sujava sempre as mãos e assim ficou derrotado.

Aufnahmetechnik: Mono, aufgenommen im Unterrichtsraum bei TTT (aus der ersten eigenständigen Aufnahmesession der Counterparts)
Deutsch: Mein Name ist Fifo und ich erzähle eine Anektote:
Es war einmal ein Hase und ein Affe. Eines Tages fragte der Hase den Affen: mein Freund, warum liegen deine Augen so tief?

Der Affe antwortete mit einem Lachen: Hahaha – das ist weil ich Brillen trage!
Mhm – also blieb der Hase zurück und dachte nach, und dachte nach…
Einen anderen Tage fragte er ihn: mein Freund, warum sind deine Pobacken komplett rot?
Der Affe antwortete mit einem lauten Lachen: Hahahaha – ich sitze im Büro mein Freund – da sitz ich die ganze Zeit, Stunden um Stunden und deswegen hab ich solche Pobacken!
Der Hase war beleidigt. Der Typ nimmt mich doch auf den Arm!?
Dann, an einem Tag, lud der Hase den Affen zu einem Mittagessen ein. Er bereitete ihm ein großes Huhn zu und sagte: Mein Freund, damit wir essen können musst du dir deine Hände dort am Brunnen waschen – und musst hierher zurück mit sauberen Händen zum Essen kommen.
Jedes Mal nun als der Affe zum Brunnen ging um sich die Hände zu waschen kam er (auf allen Vieren) wieder mit komplett schmutzigen Händen zurück.
So aß also der Hase das ganze Huhn und der Affe hatte weiterhin Hunger – er machte jedes Mal seine Hände schmutzig und gab sich geschlagen.


Samstag, 22. September 2012

Alltag, Kompost, Papaya und Buckelwale



Liebe Leute,

wie ihr vermutlich bemerkt habt, ist mir die Motivation für das Bloggen etwas abhandengekommen – das Leben hier hat sich an uns gewöhnt und umgekehrt, tagelang kein Strom und kein Wasser aus der Leitung nerven, sind aber irgendwie Normalität. Die Leute im Dorf gehen ja sowieso jeden Tag um 4:30 zum Brunnen, holen sich ihre 2 Kanister, mit denen sie dann den ganzen Tag für die ganze Familiauskommen.
Wenn sie erst um 6h kommen, müssen sie stundenlang warten, bis sie drankommen (bzw. stellen sie ihre Gefäße in die Warteschlange und sehen beizeiten nach, wie weit sie gekommen sind…).
Uns gehts also gut.
Bei meinem Projektpartner kommt schon seit Monaten kein Wasser mehr aus dem Anschluss, die Rechnung kommt aber zuverlässig.

Nachdem ich ja nicht nur für Tontechnik sondern im Sektor „Zivilgesellschaft“ tätig bin, haben wir nach 2 erfolglosen „Beschwerdebriefen“ (wir wollen nix zahlen, wenn wir nix bekommen – Revolution!) eine Petition mit den Nachbarn, denen es gleich geht, angezettelt.
Siehe da – drei Tage später lassen sich gleich mehrere Techniker der Wasserabteilung blicken um die Situation zu erheben. Jetzt kann es sich nur noch um Monate handeln, bis es wieder aus dem Hahn tröpfelt.

Die Spannungsschwankungen (wenn Spannung da ist) im Stromnetz, sind derart, dass sich westliche Geräte (ein PA-Verstärker von CROWN / Harman) zu 35% der Betriebsfälle vorsorglich in den Protection-Mode schalten und rot blinken – wir sagen schon nix mehr, sondern legen einfach ein Verlängerungskabel zur Dose von einer der anderen Phasen (der 3 verfügbaren), welche im Toleranzbereich zwischen 215 und 240V liefert. Eine der 3 macht das meistens. Unsicher ist, wie lang. Und wie lang uns der Amp das mitmacht. Grund für den ganzen K**k ist, dass „sich“ das Netz heillos konfus erweitert hat und die E-Gesellschaft keinen Schimmer hat, wer wo dran hängt und wie viel Strom ‚saugt‘.
Die Spitzenzeiten sind wie überall weltweit abends, wenn alle heimkommen, Licht, Aircon, TV etc. aufdrehen – da ist es aber zu finster, um was zu tun, und am nächsten Tag ist ja eh wieder alles ok...
Beim Strom ist‘s mit der Petition nicht so leicht, weil das die Nachbarn eher wenig bis gar nicht juckt. Die haben nämlich kein Equipment von Crown sondern Lärm-Speaker vom Straßenmarkt chinesischen Ursprungs für die private Schallbetäubung (und soweit der Wind es trägt). Wenn‘s nicht geht, geht‘s halt nicht. Das sind nur wir Westler, die glauben, dass immer alles und vor allem sofort funktionieren muss.
Und die paar ‚Stinkreichen‘ die sich auch ein Auto leisten können, können sich auch einen Generator leisten.
So what?!?


Als Barbara in Ö und IT auf Urlaub mit den Kindern war, hatte ich reichlich Zeit und entschloss mich, Bäume zu pflanzen.
Zuerst nur 2. Von denen tat sich einer ziemlich schwer. Nachdem ich Gärtner-technisch eher unerfahren bin, nahm ich nicht nur falsche Betreuung (ich versuchte so fair wie möglich zu beiden Bäumen zu sein und sie gleich zu behandeln) sondern vielleicht auch schlechtes Gen-Material mit in meine Überlegungen zur Ursachenforschung (warum der eine nicht g‘scheit wächst) auf.

Also hab ich nach 2 Wochen nochmal 2 gekauft und mittlerweile die Vermutung, dass es einfach zu wenig Wasser war, was alle bekommen hatten, da sie bei uns mehr Sonne ausgesetzt sind als in der „Baumschule“.
Ich versuchte meine Unerfahrenheit vor dem Verkäufer gar nicht zu verheimlichen sondern ging im Gegenteil ganz offensiv damit um und fragte ihn genau, was ich zu tun hätte.
Der gab mir mit auf den Weg, dass Wasser nicht fehlen dürfe. Hm.
Auf meine Frage nach der Menge, erinnere ich mich nun im Nachhinein an eine subtile Unsicherheit in der Antwort, die eigentlich ich ihm in den Mund gelegt hatte.
Ich fragte: ‚Wie viel Wasser? So ca. 1 Liter pro Tag?‘ Und er antwortete ‚Ja‘. Mit dieser Art und Gestik, die ich mittlerweile schon öfter angetroffen hab und die bedeutet übersetzt:
„Oida, keine Ahnung, - genug halt. Was weiß ich, wie viel 1 Liter ist.“
Dabei ist in meiner Erfahrung nach bei gewissen Personengruppen die Maßeinheit beliebig austauschbar. Km, Minuten, Stunden, Meter – tanto faz.
Und immer wieder passiert mir, dass ich Suggestivfragen stelle.
Ich bin der Depp.

Nachdem nun also die Bäumchen (Papaya-bäume übrigens, und diese, weil die besonders schnell wachsen und dem unerfahrenen Gärtner besonders schnell ein Erfolgserlebnis bescheren können) eingepflanzt waren und so recht und schlecht weiter junge Blätter produzierten, wurde mir natürlich als geprägten Bauernbuben klar, dass im Sand ein junger Baum so seine liebe Not haben würde, Wurzeln zu schlagen.
Auch wenn alle ausgewachsenen Nachbarsbäume ja im Großen und Ganzen die gleichen Bedingungen vorgefunden hatten und nun auch Früchte tragen, wäre eine g‘scheite Erde sicher nicht von Nachteil.
Eine g‘scheite Erde (wia dahoam ;-)) gibt‘s aber hier am Strand schon mal sowieso nicht und weiter im Land drinnen sagen sie halt zum dunkleren Sand Erde. G‘scheite Erde ist das aber auch nicht.
Also selber machen, sprich kompostieren.
Die Geschichte mit unserem Müll ist mir nämlich auch schon länger ein Dorn im Auge.
Mangels Trennoptionen wird unser ganzer Rest einfach haufenweise auf den städtischen Müllberg gefahren. Und von dort verweht der Wind alle Plastiksackerln der Stadt und den Gestank wieder gleichmäßig.
Die meisten Nachbarn machen das Den-Müll-in-die Stadt-Bringen schon mal gar nicht sondern laden ihn einfach irgendwo vorm Dorf (was wiederum in der Nähe von allen ist) ab oder werfen ihn in eine halbherzige Grube.

Wer schon mal tanzenden Blättern im Herbst zugesehen hat, kann sich gut vorstellen, dass Plastiksackerl kein Problem damit haben aus halbherzigen Gruben herausgeweht zu werden.
Jedenfalls schauts so aus, dass die Hecke hinterm Haus, entlang der Straße, welche den Compound vom Dorf trennt, mit viel Vorstellungskraft, auf 200m aussieht wie ein Weihnachtsbaum, geschmückt mit Plastiksackerl.
Das mit dem Müll ist also ein Thema. In der ganzen Stadt, nicht nur bei uns.
Wenn man frisch ankommt, denkt man sich jedes Mal wieder, „Hier leben alle im Müll“, wenn man länger da ist, gewöhnt man sich erschreckend rasch daran.

Also hab ich beschlossen, für mein Gewissen und v.a. für die Kinder, Mülltrennung einzuführen. Damit die Kinder einen Hauch des natürlichen Kreislaufs mitkriegen und damit alle, die bei uns vorbeischauen fragen, wozu denn das gut sein soll. Against all odds zwischen chinesischem Konsum-Krims-Krams.
Zum Beginn ganz einfach dreifach: Bio, Papier und Rest.
Bio für die Erde, Papier für den Wächter in der Nacht zum Feuermachen (der kann Feuer zwar auch ohne unserem Altpapier machen, aber bevor keiner was hat davon...) und den Rest für den Müllberg als Beitrag zur Aufgabe der Stadtverwaltung.

Damit das mit der Erde was wird, hab ich mir eine Kompostkiste vom Nachbarn und einigen Quellen aus dem Internet abgeschaut und optimiert bzw. auf lokale Möglichkeiten adaptiert. Nachdem wir ja grad keine Ahnung haben, wie lange wir noch hier sind, ob wir die Früchte der Bäume überhaupt genießen werden können und jemals überhaupt die Erde unseres Biomülls den Bäumen zuführen werden können, wollt ich die Kiste portabel haben, ohne Schrauben, Nägel oder sonst etwas – rein modular, steckbar. Vielleicht will’s ja wer anderer nachher haben und als Bretter, nicht als ganze Kiste (ca. 1m³) mitnehmen. Stell ich mir praktischer vor.

Das ist es jetzt also – jetzt haben wir eine bereits halbvolle Kompostkiste, 4 Papaya-bäume (mittlerweile habe ich die Wasserspeicherung über den Tag und die langsame Abgabe des Wassers mittels Sägespäne verbessert) und wenn’s wahr ist, wird noch vor Weihnachten g‘scheite Erde für einen Wachstumsschub sorgen. Sollten wir zu Ostern noch da sein, versprechen erfahrende Papayabaum-Züchter, wird‘s zu den Eiern auch Papayas geben.
Wir werden sehen.

August bis Ende Oktober ist Buckelwal-Zeit in der dritt-größten Bucht der Welt, in Pemba.
Letztes Wochenende haben wir uns mit unseren Kollegen ein Boot gemietet und eine Tour gemacht. Ca. 15 Exemplare ließen sich gemächlich auf die imposanten Rücken und Schwanzflossen blicken.
Diesmal gab‘s zwar keine Sprung-Einlagen, es war aber auch so sehr beeindruckend.

Danach hab ich von unseren Nachbarn gehört, dass vor 2 Wochen jemand von den Bootstouren einer Wal-Mutter bei der Geburt ihres Kindes zusehen konnte.
Voll arg.
Jetzt wird dieses Paar regelmäßig beim Tauchen-Lernen für das Junge beobachtet.
Krasse Sache, wie ich finde.