Dienstag, 4. Dezember 2012

Die Gewitztheit des Hasen


Nach fast 3 Jahren Zusammenarbeit mit mir musste vorigen Samstag Fifo, mein Counterpart der ersten Stunde und Chef der Technik-Abteilung, bei einem fürchterlichen Autounfall sein Leben lassen.

Er war der erfahrenste meiner Kollegen, kompensierte seine bescheidene Schulausbildung mit Initiative, Kreativität und technischem Geschick.

Oft verstand ich, der hier neu Angekommene, manches nicht wirklich und es schien, als ob er meinen fragenden Gesichtsausdruck lesen konnte.
In dieser Hinsicht waren wir uns gleich und ergänzten uns, bildeten ein „Team“: Er bemerkte, wenn ich Fragen hatte und erklärte es mir zum gegebenen Augenblick. Ich bemerkte, wenn er Fragen hatte und versuchte so lange unterschiedliche Erklärungsansätze, bis er den zu vermittelnden Inhalt einordnen konnte.

Eine gute Schule für uns beide.



Er wird fehlen.



Bei einem unserer Projekte brachte er die Idee ein, doch statt nur Musik auch Geschichten aufzunehmen. Jene, die über Generationen bis heute am Lagerfeuer weitergegeben wurden. Die handelnden Figuren sind oftmals fiktiv (vgl. zu „unserem Graf Bobby“) oder aus dem Tierreich entliehen. 
Inhaltlich ist es meist Schläue oder Schlagfertigkeit die transportiert wird bzw. wie sich die Protagonisten aus prekären Situationen entziehen und vermeintlich überlegenen Kontrahenten das Schnippchen schlagen.

Seinen Anekdoten zufolge musste sich auch Fifo selbst öfter als einmal aus prekären Situationen herausmanövrieren; die Lagerfeuergeschichten könnten meiner Einschätzung nach gut die eine oder andere Vorlage dazu geliefert haben.

Für die Aufnahme in unserem Projekt damals wählte er die folgende Parabel vom Hasen und dem Affen.

Die Art und Weise wie er sich als Erzähler am Schluss der Geschichte selbst am meisten über den ‚wiffen‘ Hasen und den ,hereingelgten' Affen zerkugelt, ist ein gutes Beispiel seiner Lebensfreude.







Er wird in Erinnerung bleiben.

Fifo

1976 - 2012

 

A esperteza do coelho

Traditional, Artist: Abdul Latifo Issa / Fifo
Técnica de gravação: Mono, gravada na sala do TTT (primeiras experiências)

Chamo-me Fifo, vou contar uma anedota: Era uma vez um coelho e um macaco.
Um dia o coelho perguntou o macaco: meu amigo: porque tens os teus olhos dentro?
O macaco respondeu com um sorriso: Hahaha – é porque eu ponho oculos!
Mhm – entou o coelho ficou, ficou, ficou...
Um outro dia perguntou-lhe: olha meu amigo: porque tu tens as nadigas todas vermelhas?
O coelho respondeu-lhe com um bom sorriso: hahahaha –  eu sento no escritório meu amigo – sento la muito tempo e acabo ficando lá horas e horas e fico com as nadigas assim.
Hm – o coelho ficou chateado. Este gacho esta gozar comigo.
Um certo dia o coelho convidou ao macaco a um almoço. Preparou-lhe um grande frango, dissse: meu amigo para almoçarmos tens que lavar as mãos alí no poço – e tens que chegar aqui com as mãoes limpas para comermos.
O macao todas as vezes que fosse la ao poço lavar as mãos chegava na mesa com as mãos todas sujas.
Assim o coelho comeu toda galinha e o macao continua com fome – sujava sempre as mãos e assim ficou derrotado.

Aufnahmetechnik: Mono, aufgenommen im Unterrichtsraum bei TTT (aus der ersten eigenständigen Aufnahmesession der Counterparts)
Deutsch: Mein Name ist Fifo und ich erzähle eine Anektote:
Es war einmal ein Hase und ein Affe. Eines Tages fragte der Hase den Affen: mein Freund, warum liegen deine Augen so tief?

Der Affe antwortete mit einem Lachen: Hahaha – das ist weil ich Brillen trage!
Mhm – also blieb der Hase zurück und dachte nach, und dachte nach…
Einen anderen Tage fragte er ihn: mein Freund, warum sind deine Pobacken komplett rot?
Der Affe antwortete mit einem lauten Lachen: Hahahaha – ich sitze im Büro mein Freund – da sitz ich die ganze Zeit, Stunden um Stunden und deswegen hab ich solche Pobacken!
Der Hase war beleidigt. Der Typ nimmt mich doch auf den Arm!?
Dann, an einem Tag, lud der Hase den Affen zu einem Mittagessen ein. Er bereitete ihm ein großes Huhn zu und sagte: Mein Freund, damit wir essen können musst du dir deine Hände dort am Brunnen waschen – und musst hierher zurück mit sauberen Händen zum Essen kommen.
Jedes Mal nun als der Affe zum Brunnen ging um sich die Hände zu waschen kam er (auf allen Vieren) wieder mit komplett schmutzigen Händen zurück.
So aß also der Hase das ganze Huhn und der Affe hatte weiterhin Hunger – er machte jedes Mal seine Hände schmutzig und gab sich geschlagen.


Samstag, 22. September 2012

Alltag, Kompost, Papaya und Buckelwale



Liebe Leute,

wie ihr vermutlich bemerkt habt, ist mir die Motivation für das Bloggen etwas abhandengekommen – das Leben hier hat sich an uns gewöhnt und umgekehrt, tagelang kein Strom und kein Wasser aus der Leitung nerven, sind aber irgendwie Normalität. Die Leute im Dorf gehen ja sowieso jeden Tag um 4:30 zum Brunnen, holen sich ihre 2 Kanister, mit denen sie dann den ganzen Tag für die ganze Familiauskommen.
Wenn sie erst um 6h kommen, müssen sie stundenlang warten, bis sie drankommen (bzw. stellen sie ihre Gefäße in die Warteschlange und sehen beizeiten nach, wie weit sie gekommen sind…).
Uns gehts also gut.
Bei meinem Projektpartner kommt schon seit Monaten kein Wasser mehr aus dem Anschluss, die Rechnung kommt aber zuverlässig.

Nachdem ich ja nicht nur für Tontechnik sondern im Sektor „Zivilgesellschaft“ tätig bin, haben wir nach 2 erfolglosen „Beschwerdebriefen“ (wir wollen nix zahlen, wenn wir nix bekommen – Revolution!) eine Petition mit den Nachbarn, denen es gleich geht, angezettelt.
Siehe da – drei Tage später lassen sich gleich mehrere Techniker der Wasserabteilung blicken um die Situation zu erheben. Jetzt kann es sich nur noch um Monate handeln, bis es wieder aus dem Hahn tröpfelt.

Die Spannungsschwankungen (wenn Spannung da ist) im Stromnetz, sind derart, dass sich westliche Geräte (ein PA-Verstärker von CROWN / Harman) zu 35% der Betriebsfälle vorsorglich in den Protection-Mode schalten und rot blinken – wir sagen schon nix mehr, sondern legen einfach ein Verlängerungskabel zur Dose von einer der anderen Phasen (der 3 verfügbaren), welche im Toleranzbereich zwischen 215 und 240V liefert. Eine der 3 macht das meistens. Unsicher ist, wie lang. Und wie lang uns der Amp das mitmacht. Grund für den ganzen K**k ist, dass „sich“ das Netz heillos konfus erweitert hat und die E-Gesellschaft keinen Schimmer hat, wer wo dran hängt und wie viel Strom ‚saugt‘.
Die Spitzenzeiten sind wie überall weltweit abends, wenn alle heimkommen, Licht, Aircon, TV etc. aufdrehen – da ist es aber zu finster, um was zu tun, und am nächsten Tag ist ja eh wieder alles ok...
Beim Strom ist‘s mit der Petition nicht so leicht, weil das die Nachbarn eher wenig bis gar nicht juckt. Die haben nämlich kein Equipment von Crown sondern Lärm-Speaker vom Straßenmarkt chinesischen Ursprungs für die private Schallbetäubung (und soweit der Wind es trägt). Wenn‘s nicht geht, geht‘s halt nicht. Das sind nur wir Westler, die glauben, dass immer alles und vor allem sofort funktionieren muss.
Und die paar ‚Stinkreichen‘ die sich auch ein Auto leisten können, können sich auch einen Generator leisten.
So what?!?


Als Barbara in Ö und IT auf Urlaub mit den Kindern war, hatte ich reichlich Zeit und entschloss mich, Bäume zu pflanzen.
Zuerst nur 2. Von denen tat sich einer ziemlich schwer. Nachdem ich Gärtner-technisch eher unerfahren bin, nahm ich nicht nur falsche Betreuung (ich versuchte so fair wie möglich zu beiden Bäumen zu sein und sie gleich zu behandeln) sondern vielleicht auch schlechtes Gen-Material mit in meine Überlegungen zur Ursachenforschung (warum der eine nicht g‘scheit wächst) auf.

Also hab ich nach 2 Wochen nochmal 2 gekauft und mittlerweile die Vermutung, dass es einfach zu wenig Wasser war, was alle bekommen hatten, da sie bei uns mehr Sonne ausgesetzt sind als in der „Baumschule“.
Ich versuchte meine Unerfahrenheit vor dem Verkäufer gar nicht zu verheimlichen sondern ging im Gegenteil ganz offensiv damit um und fragte ihn genau, was ich zu tun hätte.
Der gab mir mit auf den Weg, dass Wasser nicht fehlen dürfe. Hm.
Auf meine Frage nach der Menge, erinnere ich mich nun im Nachhinein an eine subtile Unsicherheit in der Antwort, die eigentlich ich ihm in den Mund gelegt hatte.
Ich fragte: ‚Wie viel Wasser? So ca. 1 Liter pro Tag?‘ Und er antwortete ‚Ja‘. Mit dieser Art und Gestik, die ich mittlerweile schon öfter angetroffen hab und die bedeutet übersetzt:
„Oida, keine Ahnung, - genug halt. Was weiß ich, wie viel 1 Liter ist.“
Dabei ist in meiner Erfahrung nach bei gewissen Personengruppen die Maßeinheit beliebig austauschbar. Km, Minuten, Stunden, Meter – tanto faz.
Und immer wieder passiert mir, dass ich Suggestivfragen stelle.
Ich bin der Depp.

Nachdem nun also die Bäumchen (Papaya-bäume übrigens, und diese, weil die besonders schnell wachsen und dem unerfahrenen Gärtner besonders schnell ein Erfolgserlebnis bescheren können) eingepflanzt waren und so recht und schlecht weiter junge Blätter produzierten, wurde mir natürlich als geprägten Bauernbuben klar, dass im Sand ein junger Baum so seine liebe Not haben würde, Wurzeln zu schlagen.
Auch wenn alle ausgewachsenen Nachbarsbäume ja im Großen und Ganzen die gleichen Bedingungen vorgefunden hatten und nun auch Früchte tragen, wäre eine g‘scheite Erde sicher nicht von Nachteil.
Eine g‘scheite Erde (wia dahoam ;-)) gibt‘s aber hier am Strand schon mal sowieso nicht und weiter im Land drinnen sagen sie halt zum dunkleren Sand Erde. G‘scheite Erde ist das aber auch nicht.
Also selber machen, sprich kompostieren.
Die Geschichte mit unserem Müll ist mir nämlich auch schon länger ein Dorn im Auge.
Mangels Trennoptionen wird unser ganzer Rest einfach haufenweise auf den städtischen Müllberg gefahren. Und von dort verweht der Wind alle Plastiksackerln der Stadt und den Gestank wieder gleichmäßig.
Die meisten Nachbarn machen das Den-Müll-in-die Stadt-Bringen schon mal gar nicht sondern laden ihn einfach irgendwo vorm Dorf (was wiederum in der Nähe von allen ist) ab oder werfen ihn in eine halbherzige Grube.

Wer schon mal tanzenden Blättern im Herbst zugesehen hat, kann sich gut vorstellen, dass Plastiksackerl kein Problem damit haben aus halbherzigen Gruben herausgeweht zu werden.
Jedenfalls schauts so aus, dass die Hecke hinterm Haus, entlang der Straße, welche den Compound vom Dorf trennt, mit viel Vorstellungskraft, auf 200m aussieht wie ein Weihnachtsbaum, geschmückt mit Plastiksackerl.
Das mit dem Müll ist also ein Thema. In der ganzen Stadt, nicht nur bei uns.
Wenn man frisch ankommt, denkt man sich jedes Mal wieder, „Hier leben alle im Müll“, wenn man länger da ist, gewöhnt man sich erschreckend rasch daran.

Also hab ich beschlossen, für mein Gewissen und v.a. für die Kinder, Mülltrennung einzuführen. Damit die Kinder einen Hauch des natürlichen Kreislaufs mitkriegen und damit alle, die bei uns vorbeischauen fragen, wozu denn das gut sein soll. Against all odds zwischen chinesischem Konsum-Krims-Krams.
Zum Beginn ganz einfach dreifach: Bio, Papier und Rest.
Bio für die Erde, Papier für den Wächter in der Nacht zum Feuermachen (der kann Feuer zwar auch ohne unserem Altpapier machen, aber bevor keiner was hat davon...) und den Rest für den Müllberg als Beitrag zur Aufgabe der Stadtverwaltung.

Damit das mit der Erde was wird, hab ich mir eine Kompostkiste vom Nachbarn und einigen Quellen aus dem Internet abgeschaut und optimiert bzw. auf lokale Möglichkeiten adaptiert. Nachdem wir ja grad keine Ahnung haben, wie lange wir noch hier sind, ob wir die Früchte der Bäume überhaupt genießen werden können und jemals überhaupt die Erde unseres Biomülls den Bäumen zuführen werden können, wollt ich die Kiste portabel haben, ohne Schrauben, Nägel oder sonst etwas – rein modular, steckbar. Vielleicht will’s ja wer anderer nachher haben und als Bretter, nicht als ganze Kiste (ca. 1m³) mitnehmen. Stell ich mir praktischer vor.

Das ist es jetzt also – jetzt haben wir eine bereits halbvolle Kompostkiste, 4 Papaya-bäume (mittlerweile habe ich die Wasserspeicherung über den Tag und die langsame Abgabe des Wassers mittels Sägespäne verbessert) und wenn’s wahr ist, wird noch vor Weihnachten g‘scheite Erde für einen Wachstumsschub sorgen. Sollten wir zu Ostern noch da sein, versprechen erfahrende Papayabaum-Züchter, wird‘s zu den Eiern auch Papayas geben.
Wir werden sehen.

August bis Ende Oktober ist Buckelwal-Zeit in der dritt-größten Bucht der Welt, in Pemba.
Letztes Wochenende haben wir uns mit unseren Kollegen ein Boot gemietet und eine Tour gemacht. Ca. 15 Exemplare ließen sich gemächlich auf die imposanten Rücken und Schwanzflossen blicken.
Diesmal gab‘s zwar keine Sprung-Einlagen, es war aber auch so sehr beeindruckend.

Danach hab ich von unseren Nachbarn gehört, dass vor 2 Wochen jemand von den Bootstouren einer Wal-Mutter bei der Geburt ihres Kindes zusehen konnte.
Voll arg.
Jetzt wird dieses Paar regelmäßig beim Tauchen-Lernen für das Junge beobachtet.
Krasse Sache, wie ich finde.

Dienstag, 28. Februar 2012

Vertragsverlängerungen und anderes

Mittlerweile darf es ja unter interessierten Blog-LeserInnen als bekannt vorausgesetzt werden, auch wenn wir es lange nicht schriftlich veröffentlichten. Aus zwei Jahren wurden zweieinhalb (mit meinem Vertragseinstieg 2010) und nun entschlossen wir uns noch eins dran zu hängen. Macht dreienhalb. Und es ist gut so.


Besuche
Dadurch ist natürlich auch mehr Zeit für Freunde und Bekannte uns zu besuchen. So haben es die Omas und der Opa vorgemacht. Abel-Oma hatte es letztes Jahr schon vorgezeigt, heuer noch einmal. Vöckla-Opa und Oma hatten bis dahin genug Gründe gefunden von der langen Reise durch fremde Länder und Sprachregionen Abstand zu nehmen. Die Fotos der Enkel hatten aber schließlich den richtigen Nerv getroffen und geholfen die Strapazen zu überwinden – und es waren schlussendlich etliche.


Opas Resumee vor der Heimreise war folgendes:


„Es war eine schöne Zeit hier in Pemba,
Always in our life we remember.
Ihr haltet euch hier wie wir sehen sehr brav,
Greater is now than before our love.

Black and white sieht man da friedlich beisammen,
Sehr viele hier kennen sich sogar beim Namen.
In Österreich beschreibt man die Wege zum Glück,
„Wie man in den Wald hineinruft so kommt es zurück“

Wir danken und wünschen hier unserem Sohn
und seiner Familie den richtigen Ton,
noch lang so zu treffen wie wir es erlebt,
und dass mit Eurem Einsatz das Beste ihr gebt.
Was ihr UNS in diesen 3 Wochen gegeben
war unsere schönste Reise im Leben.
Wir hoffen wenn wir heute fort von hier geh’n
über’s Jahr auf ein glückliches Wiedersehen.

Pemba, Nanhimbe 13, 13.12.2011
Hans Nussbaumer

Zum Zeitpunkt des Entstehen dieses Gedichts bahnte sich bei Vöckla-Opa allerdings vor der Rückreisestrapaz schon eine andere an: Mattigkeit, leichtes Fieber, das stetig stieg. Wir entschlossen uns, um sicher zu gehen, vor dem Flug zu einer Blutabnahme um einen Malariatest zu machen. Ohne auf das Ergebnis zu warten gings dann zum Flughafen, Einchecken.
Von dort dann telefonisch nachfragen, was das Laborergebnis sei: Erleichterung und sichtbares Aufatmen bei Oma: NSE – não se encontrou. Zu Deutsch: (Malaria) wurde nicht gefunden. Schwerer Abschied (für ein Jahr) und Heimflug via Nairobi, Dubai, Wien. Barbara hatte Oma noch ein Antibiotikum empfohlen, welches vermutlich etwas überdosiert wurde. Dessen entledigte sich der Körper in Nairobi von allein, zusätzliches hohes Fieber, was über Dubai bis Wien so blieb. Am Westbahnhof in Wien am nächsten Tag hatte Schüttelfrost eingesetzt, so stark, dass das am Automaten gekaufte Ticket nach Vöcklamarkt seinen Weg vor lauter Zittern nicht mehr in die Geldtasche fand.


Aus glücklichen Umständen waren mein Bruder Hannes und auch Abel-Oma (Barbara’s Mutter) zugegen, welche neben Vöckla-Oma halfen. Unser Hinweis beim Abflug „Wenn es zuhause nicht besser ist, müsst ihr SOFORT ins Tropenzentrum zur Untersuchung“ war zu dem Zeitpunkt vergessen oder wurde aus anderen Gründen nicht befolgt. Man wollte nur nach Hause. Im Nachhinein meinte Abel-Oma, hätte man das zum Zeitpunkt des Schüttelfrosts über des Kranken Kopf hinweg entscheiden müssen.


Was darauf folgte, ist ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll.
3,5 Stunden Heimreise im Zug, zu Hause dann Beginn vom Versuch einer Heimtherapie (nach 3 Wochen in den Subtropen, negatives erstes Ergebnis hin oder her!) mit Hausmitteln, Konsultation des Hausarztes (nachdem das Fieber ständig um 39,5 herum war), welcher eine Blutprobe zu einem Labor seiner Wahl sandte, welches nicht zur Auswertung taugte, weil nach der schlussendlichen Entscheidung am Freitag ins Landeskrankenhaus Vöcklabruck zu gehen, dieses ausschließlich seine eigenen Labors verwendet. Also Freitagvormittag Aufnahme im Krankenhaus Vöcklabruck. Dort waren wir vor einem Jahr zur Geburt Kathas bestens betreut worden.

Samstag.
Noch kein Befund. Bis dahin wurden wir hier in Pemba immer nervöser und mussten das Vorgehen zu Hause mit Kopfschütteln wahrnehmen, riefen mehrmals pro Tag an und urgierten einen weiteren Malariatest von einem kompetenten Tropenmediziner. Am Samstag war dann meine Geduld zu Ende. Mit der Wochenend-Mentalität in Österreich vor Augen und dem Faktum, dass Papa bereits den fünften Tag Malariasymptome aufwies, setzte ich alle telefonisch erreichbaren Hebel in Bewegung: mehrere Gespräche mit Mama, meinen Brüdern und dem Tropenzentrum in Wien - mit dem Resultat, dass wir in Vöcklabruck vom Visite-Arzt eine Antwort bekamen, die wohl beruhigend gemeint war, uns aber noch mehr beunruhigte. Uns wurde die Gabe eines Antibiotikums, welches Papa per Infusion neben den fiebersenkenden Mitteln bereits bekam, als „bezüglich einer eventuellen Malaria auf der sicheren Seite“ ‚verkauft‘.


Dieses Antibiotikum war aber unserem Wissen nach und auf Nachfrage im Wiener Tropenzentrum nicht geeignet, Plasmodium falciparium (den lokalen, tödlichen Malariaerreger)

in den Griff zu bekommen. Es würde, wenn schon, die Therapie nur begleiten. Der Erreger würde sich im ungünstigsten Fall ‚verstecken‘, langsam die inneren Organe angreifen und zerstören.

Sonntag.
Unsere Nervosität stieg. Vor allem war uns unerklärlich, wie es sein kann, dass nach der Aufnahme am Freitag (die für uns hier in Pemba schon zu spät war) bis Sonntag noch immer kein Ergebnis bezüglich Malaria vorlag. Bis dahin bekam Papa Infusionen, danach ging das Fieber runter, wenn die ausließen, stieg es wieder. Er klang ziemlich fertig am Telefon.

Mein Bruder Klemens, der am nächsten wohnt, wurde nun Opfer meiner Beharrlichkeit. Nachdem ich meiner Mutter nicht mehr zumuten wollte, sich mit den Ärzten zu „streiten“, musste mein jüngerer, größerer Bruder herhalten. Ich versuchte ihm in mehreren Telefonaten den Ernst der Lage zu verdeutlichen, und warum auch die Ruhe des Visite-Arztes trügerisch sein könnte. Er musste darauf bestehen, ehestens eine verbindliche Aussage zu erwirken bezüglich
- der Art des Malariatests (Schnelltest oder unter dem Mikroskop oder beides)
- des analysierenden Labors
- des dort verantwortlichen, befundenden Arztes und
- des so zustande gekommenen Ergebnisses
So mein ‚Auftrag‘ an ihn. Die Freude war zwar nicht groß (er hatte doch schon gefragt und man hatte doch gesagt, dass man auf der sicheren Seite sei, man sich keine Sorgen zu machen brauche), aber er sagte zu, sich darum zu kümmern.

Montag.
Vor Ende der Besuchszeit drang mein Bruder schlussendlich via Visite und Stationsschwester zur verantwortlichen Abteilung im KH vor, welche für die Befundung zuständig ist. Auf die Frage, wohin die Probe am Freitag denn geschickt wurde, und warum das mit dem Ergebnis so lange dauert, bekam Klemens zwei Antworten: Die Probe wurde zum externen Labor X geschickt. Gleich drauf: das machen wir in dem Fall doch eh selber. Warum dann, wenn es doch im Haus analysiert wird, nach 80 Stunden noch immer kein Ergebnis vorliege (Wochenende hin oder her), konnte ich aus der Entfernung nicht erfassen und bis jetzt nicht begreifen.


In Mosambik, wo die Uhren gaanz laangsam gehen, liegt das Ergebnis spätestens innerhalb von einer Stunde nach Testbeginn vor. Tropenzentrum Wien: allerhöchstens 12h.


Zu diesem Zeitpunkt nahm sich jedoch die ärztliche Abteilungsleiterin, welcher der Patient bekannt war, für meinen Bruder und seine Frau ausführlich Zeit, rief den speziell ausgebildeten Tropenmediziner (welcher nach Rückfrage mit Namen auch in Wien im Tropenzentrum als kompetent bestätigt wurde) und befundeten so gemeinsam, im Beisein meines Bruders, in Echtzeit die Blutprobe meines Vaters. Ergebnis: Malaria positiv. 7 Tagen nach Ausbruch des Fiebers (!) hatten wir nun endlich einen Befund, es konnte sofort mit der Therapie begonnen werden (was nicht selbstverständlich ist, da die Medikation nicht automatisch vorrätig sein muss – Malaria bekommt man in Oberösterreich schließlich nicht jeden Tag…) und mein Vater fühlte sich nach Stunden bereits besser. Weihnachten konnte er, zwar schwach aber doch, zu Hause verbringen.


In diesem Jahr ist nun für ihn bei JEDEM Fieber eine Reise nach Vöcklabruck zum Malariatest angeordnet, da es sein kann, dass durch den späten Behandlungsbeginn, die Malaria nicht vollständig ausgeheilt ist und wieder ausbricht.
Mein Bruder meinte an jenem Montag auf der Heimreise vom KH dann noch telefonisch, er müsse sich jetzt wohl bei mir entschuldigen, dass er meine Beharrlichkeit als nervig und übertrieben empfunden hatte… - keine Rede davon, aber froh war ich schon, dass wir durch meine Hartnäckigkeit eine weitere Verzögerung und Verschlimmerung der Symptome vermeiden konnten.


Always in our life we’ll remember…


Kapstadt

Nach der Aufregung und den Besuchen der letzten Wochen war nun Urlaub für uns angesagt. Zuerst noch Weihnachten und dann raus aus Pemba und auf nach Südafrika. Schon bei der Landung in Joburg konnte ich freier durchatmen, fühlte mich beschwingt ob des sauberen, kühlen Airports. Barbara fror zwar bitterlich (es hatte schließlich kaum mehr als 23°C) aber es ging gleich weiter zum Zwischenstopp ins flughafen-nahe Hotel. Besonders aufregend für Nena: Schlafen in einem Stockbett! Am nächsten Morgen um 5h früh gings weiter nach Capetown. Klimatisch hatte es außerhalb des Flughafengebäudes gleich mal österreichische Sommerluft zu bieten.
Ahhh!
Mietwagen abgeholt und ab ins Quartier. Ohne GPS und deswegen mit einer Ehrenrunde, bei der wir gleich ein Stadtviertel ungewollt besichtigten. War aber auch gut so, denn sonst wären wir noch früher bei unserem Appartement angekommen, welches gerade noch für uns gereinigt wurde, als wir eincheckten.
Die folgenden Tage genossen wir die kühle Luft, den dadurch erholsameren Schlaf, den Tafelberg, den Nationalpark Cape-Point (Kap der guten Hoffnung),

Aquarien, Spielplätze, Großstadt, Einkaufen für Pemba was man dort nicht bekommt, medizinische Checks, fast lückenlos wireless internet am Smartphone, gutes Essen und vor allem die Gesellschaft von Nena’s Cousine mit Familie. Während die kleinen Großen spielten, Katha Nachmittagsschlaf hielt, konnten sich die ganz Großen sogar ab und zu ungestört unterhalten.


Richtiger Großstadt Urlaub ohne Kinder ist erst später wieder mal, wir wissen auch schon wo ;-).


Nach kurzer Umgewöhnungsphase konnten wir es dort also richtig genießen, hatten Zeit für uns als Familie und seit langem wieder mal als Paar, außerhalb des „Dorfes Pemba“, was richtig gut tat.
Alles in allem: Kapstadt ist – vor allem aus Mosambik kommend – eine Reise wert, wenn auch die Flugkosten aus Österreich kurioser Weise billiger gewesen wären!

Zähne, Zehen und Löffel
All diese Zeit wurden wir begleitet von einem zentralen Vorgang im Leben eines jeden Menschen: die ersten Zähne kommen raus. Bei Katha nämlich. Was Magdalena relativ unspektakulär wegsteckte, macht Katha ziemlich zu schaffen. Und uns. Unser Sonnenschein versteckt sich dazu hinter finsteren Regenwolken, welche auch in der Nacht nicht Halt machen, sie und uns zu peinigen.
Es gibt aber kein Zurück und so sehen wir sonnigeren Tagen wie den letzteren mit Zuversicht entgegen. Der erste Meter wurde z.B. wackelig, aber frei und alleine gehend zurückgelegt (!) und letztens beim Mittagessen fand schon ein beachtlicher Teil des Essens per Löffel in der eigenen Hand in den eigenen Mund. Allerhand!


Piraten und Räubers
Magdalena, welche ja schon alle Milchzähne seit längerem zur Verfügung hat, beißt sich dieselben aber schon etwas an ihrer neuen Situation neben ihrer kleinen Schwester aus. Sie, die Große, die schon gescheiter sein muss, aber auch noch manchmal gern ein Baby sein und genauso wie ihre Schwester kuscheln möchte. Genau dann, wenn Katha aber schon bei Mama ist und die vor lauter Hitze fast umkommt und zwei Kinder auf einmal auf ihr drauf dann einfach nicht erträgt.


Das Leben ist hart und ungerecht.
Und Papa und Mama stellen sich dann auch noch so an und schimpfen womöglich, obwohl das aber alles echt unfair ist.
Da ist es kein Wunder, wenn manchmal Räubers und Piraten auftauchen und sich alle in Acht nehmen müssen. Die Totenkopf-Fahne sollte Euch Warnung genug sein!


Außerdem hat die Schule begonnen: I-S-P – this is where we want to be! (ISP ist die Internationale Schule von Pemba).
Nachdem Nena die Vorschul-Ausbildung in den letzten zweieinhalb Jahren im Kindergarten bekam, stieg sie nach unserer Rückkehr aus Kapstadt im neuen Schuljahr trotz ihrer erst 5 Jahre in „Grade 1“ ein. Teacher Alice, ihr Klassenlehrer, wie wir das in Ö nannten, ist super nett und bescheinigte ihr bereits nach den ersten Wochen „that she’s doing very well!“ Die besten Freundinnen aus dem Kindergarten sind auch mit in der Klasse und so ist die Schule „echt cool“.


To be continued