Dienstag, 28. Februar 2012

Vertragsverlängerungen und anderes

Mittlerweile darf es ja unter interessierten Blog-LeserInnen als bekannt vorausgesetzt werden, auch wenn wir es lange nicht schriftlich veröffentlichten. Aus zwei Jahren wurden zweieinhalb (mit meinem Vertragseinstieg 2010) und nun entschlossen wir uns noch eins dran zu hängen. Macht dreienhalb. Und es ist gut so.


Besuche
Dadurch ist natürlich auch mehr Zeit für Freunde und Bekannte uns zu besuchen. So haben es die Omas und der Opa vorgemacht. Abel-Oma hatte es letztes Jahr schon vorgezeigt, heuer noch einmal. Vöckla-Opa und Oma hatten bis dahin genug Gründe gefunden von der langen Reise durch fremde Länder und Sprachregionen Abstand zu nehmen. Die Fotos der Enkel hatten aber schließlich den richtigen Nerv getroffen und geholfen die Strapazen zu überwinden – und es waren schlussendlich etliche.


Opas Resumee vor der Heimreise war folgendes:


„Es war eine schöne Zeit hier in Pemba,
Always in our life we remember.
Ihr haltet euch hier wie wir sehen sehr brav,
Greater is now than before our love.

Black and white sieht man da friedlich beisammen,
Sehr viele hier kennen sich sogar beim Namen.
In Österreich beschreibt man die Wege zum Glück,
„Wie man in den Wald hineinruft so kommt es zurück“

Wir danken und wünschen hier unserem Sohn
und seiner Familie den richtigen Ton,
noch lang so zu treffen wie wir es erlebt,
und dass mit Eurem Einsatz das Beste ihr gebt.
Was ihr UNS in diesen 3 Wochen gegeben
war unsere schönste Reise im Leben.
Wir hoffen wenn wir heute fort von hier geh’n
über’s Jahr auf ein glückliches Wiedersehen.

Pemba, Nanhimbe 13, 13.12.2011
Hans Nussbaumer

Zum Zeitpunkt des Entstehen dieses Gedichts bahnte sich bei Vöckla-Opa allerdings vor der Rückreisestrapaz schon eine andere an: Mattigkeit, leichtes Fieber, das stetig stieg. Wir entschlossen uns, um sicher zu gehen, vor dem Flug zu einer Blutabnahme um einen Malariatest zu machen. Ohne auf das Ergebnis zu warten gings dann zum Flughafen, Einchecken.
Von dort dann telefonisch nachfragen, was das Laborergebnis sei: Erleichterung und sichtbares Aufatmen bei Oma: NSE – não se encontrou. Zu Deutsch: (Malaria) wurde nicht gefunden. Schwerer Abschied (für ein Jahr) und Heimflug via Nairobi, Dubai, Wien. Barbara hatte Oma noch ein Antibiotikum empfohlen, welches vermutlich etwas überdosiert wurde. Dessen entledigte sich der Körper in Nairobi von allein, zusätzliches hohes Fieber, was über Dubai bis Wien so blieb. Am Westbahnhof in Wien am nächsten Tag hatte Schüttelfrost eingesetzt, so stark, dass das am Automaten gekaufte Ticket nach Vöcklamarkt seinen Weg vor lauter Zittern nicht mehr in die Geldtasche fand.


Aus glücklichen Umständen waren mein Bruder Hannes und auch Abel-Oma (Barbara’s Mutter) zugegen, welche neben Vöckla-Oma halfen. Unser Hinweis beim Abflug „Wenn es zuhause nicht besser ist, müsst ihr SOFORT ins Tropenzentrum zur Untersuchung“ war zu dem Zeitpunkt vergessen oder wurde aus anderen Gründen nicht befolgt. Man wollte nur nach Hause. Im Nachhinein meinte Abel-Oma, hätte man das zum Zeitpunkt des Schüttelfrosts über des Kranken Kopf hinweg entscheiden müssen.


Was darauf folgte, ist ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll.
3,5 Stunden Heimreise im Zug, zu Hause dann Beginn vom Versuch einer Heimtherapie (nach 3 Wochen in den Subtropen, negatives erstes Ergebnis hin oder her!) mit Hausmitteln, Konsultation des Hausarztes (nachdem das Fieber ständig um 39,5 herum war), welcher eine Blutprobe zu einem Labor seiner Wahl sandte, welches nicht zur Auswertung taugte, weil nach der schlussendlichen Entscheidung am Freitag ins Landeskrankenhaus Vöcklabruck zu gehen, dieses ausschließlich seine eigenen Labors verwendet. Also Freitagvormittag Aufnahme im Krankenhaus Vöcklabruck. Dort waren wir vor einem Jahr zur Geburt Kathas bestens betreut worden.

Samstag.
Noch kein Befund. Bis dahin wurden wir hier in Pemba immer nervöser und mussten das Vorgehen zu Hause mit Kopfschütteln wahrnehmen, riefen mehrmals pro Tag an und urgierten einen weiteren Malariatest von einem kompetenten Tropenmediziner. Am Samstag war dann meine Geduld zu Ende. Mit der Wochenend-Mentalität in Österreich vor Augen und dem Faktum, dass Papa bereits den fünften Tag Malariasymptome aufwies, setzte ich alle telefonisch erreichbaren Hebel in Bewegung: mehrere Gespräche mit Mama, meinen Brüdern und dem Tropenzentrum in Wien - mit dem Resultat, dass wir in Vöcklabruck vom Visite-Arzt eine Antwort bekamen, die wohl beruhigend gemeint war, uns aber noch mehr beunruhigte. Uns wurde die Gabe eines Antibiotikums, welches Papa per Infusion neben den fiebersenkenden Mitteln bereits bekam, als „bezüglich einer eventuellen Malaria auf der sicheren Seite“ ‚verkauft‘.


Dieses Antibiotikum war aber unserem Wissen nach und auf Nachfrage im Wiener Tropenzentrum nicht geeignet, Plasmodium falciparium (den lokalen, tödlichen Malariaerreger)

in den Griff zu bekommen. Es würde, wenn schon, die Therapie nur begleiten. Der Erreger würde sich im ungünstigsten Fall ‚verstecken‘, langsam die inneren Organe angreifen und zerstören.

Sonntag.
Unsere Nervosität stieg. Vor allem war uns unerklärlich, wie es sein kann, dass nach der Aufnahme am Freitag (die für uns hier in Pemba schon zu spät war) bis Sonntag noch immer kein Ergebnis bezüglich Malaria vorlag. Bis dahin bekam Papa Infusionen, danach ging das Fieber runter, wenn die ausließen, stieg es wieder. Er klang ziemlich fertig am Telefon.

Mein Bruder Klemens, der am nächsten wohnt, wurde nun Opfer meiner Beharrlichkeit. Nachdem ich meiner Mutter nicht mehr zumuten wollte, sich mit den Ärzten zu „streiten“, musste mein jüngerer, größerer Bruder herhalten. Ich versuchte ihm in mehreren Telefonaten den Ernst der Lage zu verdeutlichen, und warum auch die Ruhe des Visite-Arztes trügerisch sein könnte. Er musste darauf bestehen, ehestens eine verbindliche Aussage zu erwirken bezüglich
- der Art des Malariatests (Schnelltest oder unter dem Mikroskop oder beides)
- des analysierenden Labors
- des dort verantwortlichen, befundenden Arztes und
- des so zustande gekommenen Ergebnisses
So mein ‚Auftrag‘ an ihn. Die Freude war zwar nicht groß (er hatte doch schon gefragt und man hatte doch gesagt, dass man auf der sicheren Seite sei, man sich keine Sorgen zu machen brauche), aber er sagte zu, sich darum zu kümmern.

Montag.
Vor Ende der Besuchszeit drang mein Bruder schlussendlich via Visite und Stationsschwester zur verantwortlichen Abteilung im KH vor, welche für die Befundung zuständig ist. Auf die Frage, wohin die Probe am Freitag denn geschickt wurde, und warum das mit dem Ergebnis so lange dauert, bekam Klemens zwei Antworten: Die Probe wurde zum externen Labor X geschickt. Gleich drauf: das machen wir in dem Fall doch eh selber. Warum dann, wenn es doch im Haus analysiert wird, nach 80 Stunden noch immer kein Ergebnis vorliege (Wochenende hin oder her), konnte ich aus der Entfernung nicht erfassen und bis jetzt nicht begreifen.


In Mosambik, wo die Uhren gaanz laangsam gehen, liegt das Ergebnis spätestens innerhalb von einer Stunde nach Testbeginn vor. Tropenzentrum Wien: allerhöchstens 12h.


Zu diesem Zeitpunkt nahm sich jedoch die ärztliche Abteilungsleiterin, welcher der Patient bekannt war, für meinen Bruder und seine Frau ausführlich Zeit, rief den speziell ausgebildeten Tropenmediziner (welcher nach Rückfrage mit Namen auch in Wien im Tropenzentrum als kompetent bestätigt wurde) und befundeten so gemeinsam, im Beisein meines Bruders, in Echtzeit die Blutprobe meines Vaters. Ergebnis: Malaria positiv. 7 Tagen nach Ausbruch des Fiebers (!) hatten wir nun endlich einen Befund, es konnte sofort mit der Therapie begonnen werden (was nicht selbstverständlich ist, da die Medikation nicht automatisch vorrätig sein muss – Malaria bekommt man in Oberösterreich schließlich nicht jeden Tag…) und mein Vater fühlte sich nach Stunden bereits besser. Weihnachten konnte er, zwar schwach aber doch, zu Hause verbringen.


In diesem Jahr ist nun für ihn bei JEDEM Fieber eine Reise nach Vöcklabruck zum Malariatest angeordnet, da es sein kann, dass durch den späten Behandlungsbeginn, die Malaria nicht vollständig ausgeheilt ist und wieder ausbricht.
Mein Bruder meinte an jenem Montag auf der Heimreise vom KH dann noch telefonisch, er müsse sich jetzt wohl bei mir entschuldigen, dass er meine Beharrlichkeit als nervig und übertrieben empfunden hatte… - keine Rede davon, aber froh war ich schon, dass wir durch meine Hartnäckigkeit eine weitere Verzögerung und Verschlimmerung der Symptome vermeiden konnten.


Always in our life we’ll remember…


Kapstadt

Nach der Aufregung und den Besuchen der letzten Wochen war nun Urlaub für uns angesagt. Zuerst noch Weihnachten und dann raus aus Pemba und auf nach Südafrika. Schon bei der Landung in Joburg konnte ich freier durchatmen, fühlte mich beschwingt ob des sauberen, kühlen Airports. Barbara fror zwar bitterlich (es hatte schließlich kaum mehr als 23°C) aber es ging gleich weiter zum Zwischenstopp ins flughafen-nahe Hotel. Besonders aufregend für Nena: Schlafen in einem Stockbett! Am nächsten Morgen um 5h früh gings weiter nach Capetown. Klimatisch hatte es außerhalb des Flughafengebäudes gleich mal österreichische Sommerluft zu bieten.
Ahhh!
Mietwagen abgeholt und ab ins Quartier. Ohne GPS und deswegen mit einer Ehrenrunde, bei der wir gleich ein Stadtviertel ungewollt besichtigten. War aber auch gut so, denn sonst wären wir noch früher bei unserem Appartement angekommen, welches gerade noch für uns gereinigt wurde, als wir eincheckten.
Die folgenden Tage genossen wir die kühle Luft, den dadurch erholsameren Schlaf, den Tafelberg, den Nationalpark Cape-Point (Kap der guten Hoffnung),

Aquarien, Spielplätze, Großstadt, Einkaufen für Pemba was man dort nicht bekommt, medizinische Checks, fast lückenlos wireless internet am Smartphone, gutes Essen und vor allem die Gesellschaft von Nena’s Cousine mit Familie. Während die kleinen Großen spielten, Katha Nachmittagsschlaf hielt, konnten sich die ganz Großen sogar ab und zu ungestört unterhalten.


Richtiger Großstadt Urlaub ohne Kinder ist erst später wieder mal, wir wissen auch schon wo ;-).


Nach kurzer Umgewöhnungsphase konnten wir es dort also richtig genießen, hatten Zeit für uns als Familie und seit langem wieder mal als Paar, außerhalb des „Dorfes Pemba“, was richtig gut tat.
Alles in allem: Kapstadt ist – vor allem aus Mosambik kommend – eine Reise wert, wenn auch die Flugkosten aus Österreich kurioser Weise billiger gewesen wären!

Zähne, Zehen und Löffel
All diese Zeit wurden wir begleitet von einem zentralen Vorgang im Leben eines jeden Menschen: die ersten Zähne kommen raus. Bei Katha nämlich. Was Magdalena relativ unspektakulär wegsteckte, macht Katha ziemlich zu schaffen. Und uns. Unser Sonnenschein versteckt sich dazu hinter finsteren Regenwolken, welche auch in der Nacht nicht Halt machen, sie und uns zu peinigen.
Es gibt aber kein Zurück und so sehen wir sonnigeren Tagen wie den letzteren mit Zuversicht entgegen. Der erste Meter wurde z.B. wackelig, aber frei und alleine gehend zurückgelegt (!) und letztens beim Mittagessen fand schon ein beachtlicher Teil des Essens per Löffel in der eigenen Hand in den eigenen Mund. Allerhand!


Piraten und Räubers
Magdalena, welche ja schon alle Milchzähne seit längerem zur Verfügung hat, beißt sich dieselben aber schon etwas an ihrer neuen Situation neben ihrer kleinen Schwester aus. Sie, die Große, die schon gescheiter sein muss, aber auch noch manchmal gern ein Baby sein und genauso wie ihre Schwester kuscheln möchte. Genau dann, wenn Katha aber schon bei Mama ist und die vor lauter Hitze fast umkommt und zwei Kinder auf einmal auf ihr drauf dann einfach nicht erträgt.


Das Leben ist hart und ungerecht.
Und Papa und Mama stellen sich dann auch noch so an und schimpfen womöglich, obwohl das aber alles echt unfair ist.
Da ist es kein Wunder, wenn manchmal Räubers und Piraten auftauchen und sich alle in Acht nehmen müssen. Die Totenkopf-Fahne sollte Euch Warnung genug sein!


Außerdem hat die Schule begonnen: I-S-P – this is where we want to be! (ISP ist die Internationale Schule von Pemba).
Nachdem Nena die Vorschul-Ausbildung in den letzten zweieinhalb Jahren im Kindergarten bekam, stieg sie nach unserer Rückkehr aus Kapstadt im neuen Schuljahr trotz ihrer erst 5 Jahre in „Grade 1“ ein. Teacher Alice, ihr Klassenlehrer, wie wir das in Ö nannten, ist super nett und bescheinigte ihr bereits nach den ersten Wochen „that she’s doing very well!“ Die besten Freundinnen aus dem Kindergarten sind auch mit in der Klasse und so ist die Schule „echt cool“.


To be continued