Dienstag, 9. Februar 2010

Neues Haus, gleiche Adresse

Nachdem uns „unsere“ (derzeitige) Terrasse beim ersten Haussuchen hier in Pemba den Kopf verdrehte, haben wir uns auf einen 6-monatig befristeten Mietvertrag mit Option auf Verlängerung eingelassen.

Nach langem Hin und Her, gab’s zwischenzeitlich eine 2monatige Verlängerung, eigentlich will aber ein Teil des frisch geschiedenen Besitzerpaares das Anwesen verkaufen, der andere Teil will es behalten und damit’s nicht zu einfach wird gibt’s noch die Idee, auf dem Grundstück vor dem Verkaufen (oder auch nicht) noch etwas dazuzubauen.

Deswegen kann uns leider immer wieder nur ein kurzfristig verlängerter Vertrag angeboten werden, nun zu wesentlich höherer Miete, der jederzeit mit kurzer Vorlaufzeit vom Vermieter gekündigt werden kann.

Irgendwann nervt das, und deswegen haben wir nach langer Suche nun tatsächlich eine schöne und durch Glück die bisher günstigste Alternative gefunden, wie wir glauben.

Per Anfang März geht’s los und bis Mitte März (2010) soll der Umzug über die Bühne sein.

Lage ist nun näher an der Stadt (unsere Autos zerlegen sich schön langsam bei der täglichen Waschbrettpiste) und trotzdem nur 100 Meter zum schönen Meerzugang.

Rundum das Haus gibt’s sehr viel Platz und Schatten durch alte Bäume und hinterm „Hinterhof“ des Hauses geht die Piste in die Stadt vorbei.
Ich hoffe den Nachteil des stärkeren Verkehrsaufkommens mit der Option auf Festnetzinternetzugang zu kompensieren. Die Leitungen sollen nicht soo gut sein, ich hoffe aber trotzdem besser als Funk-Modem.
Der Lärm ist allerdings durch Sandstrasse, hohe Lage des Hauses und großem buschigen Zaun der nur Richtung Meer offen ist nicht mit z.B. der Einwanggasse vergleichbar – dB-mässig eher weniger als Hauptstrasse in Vöcklamarkt ;-).

UND: es gibt wieder ein Extrazimmer für Gäste ;-).

Magdalena’s hauptsächliche Bezugspersonen unserer Angestellten haben schon Interesse angemeldet, dass sie gerne auch im neuen Haus bei uns arbeiten würden, somit fehlt nur noch der Hund.

Einziges wirkliches Downgrade, das wir jetzt sehen ist, dass der Wassertank unterirdisch ist und somit bei Stromausfall (ca. 5 – 10% der Zeit) kein Wasser aus den Leitungen, sondern nur aus den Kübeln fließt.

Wer immer von Euch Lesern mir gute Tipps geben kann, welche Generatormarke bei Meerklima (extrem feuchte Salzluft!) empfehlenswert ist und worauf beim Neukauf acht gegeben werden muss, ist willkommen!
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p.s.: Postadresse bleibt vorerst natürlich gleich - wenn was kommt, kommt's ins Postfach vom Bispo.

Job

Es ist soweit – nach einem halben Jahr Projektentwicklung (Durchlaufzeit) ist nun alles unter Dach und Fach:
- Projektpartner – OK
- Projekt – OK
- Arbeitsvertrag – OK
- Einsatzvertrag – OK
- Interne Dokumentation- OK
- Arbeitserlaubnis – OK
- Sogar eine Fertigstellungsfrist von der Migração für die Eintragsänderung in meinem DIRE (von „desempregado“ auf „empregado“) hab ich schon ;-)))))

Mit nur wenigen Kunstgriffen wurden die zuerst unüberwindbar scheinenden Hürden Dank Einsatz und Flexibilität von allen schlussendlich doch plangemäß gemeistert.

Danke an alle Beteiligten, allen voran an meinen Projektpartner, der das hier zwar nicht versteht, aber trotzdem gewürdigt gehört – hat sich voll ins Zeug gehauen und ich bin richtig stolz auf ihn. Muito Obrigado, Sr. Inglês!

Genauere Informationen zum Projekt gibt’s hier auf der H3 Homepage

Montag, 8. Februar 2010

Unser Lieblingsamt




(Abschluss von „Termos de responsabilidade“ bzw. “Keine Multa!?” von September bzw. Oktober 2009)

Magdalena kriegt natürlich auch eine Aufenthaltserlaubnis – und um den Schluss vorweg zu nehmen: WIR HABEN SIE!
als Beweis hier der Stempel:


Und, statt der geforderten (Schikanen-) Strafe von 43.000,- Meticais plus Gebühren haben wir sie jetzt (bis auf die abgenützten Nerven, zig Wege und sonstiger Aufwendungen) quasi geschenkt bekommen. Bearbeitungsgebühr: 940,- Meticais.
Böse Gesichtsausdrücke gratis – oder wir sind schon paranoid...


Protokoll einer Odyssee oder Beispiel für systematische Korruption:

Unsere erste Woche in Pemba (Mitte Juli 2009):
Information der Einwanderungsbehörde Migração zum Ablauf für Nena:
DIRE des Vaters schnell abwickeln (kostet extra) und gleich anschließend damit die TdR beantragen („das kann nämlich nur der Vater“) womit dann Nenas DIRE p.M. ausgestellt werden kann. Sonst nix.

DIRE Vater (schnell) fertig:
„Wie, der Vater arbeitet (noch) nicht (offiziell)?“
Dann brauchen wir das DIRE der Mutter, um die TdR auszufüllen.

DIRE Mutter fertig:
„Wie, das Visum der Tochter wurde nicht laufend verlängert?
=> 1.000,- Meticais Strafe für jeden Tag ohne gültigen Status = 43.000,- Meticais!“

Schriftlicher Einspruch und minutiöse Darlegung der Geschehnisse

Neue Info aus den hinteren Reihen des Amtes: Die TdR hätten ohne Probleme in unserer ersten Woche mit unseren Reisepässen ausgefüllt werden können! (mein Puls auf 180)

Es gibt so was wie ein stilles Schuldeingeständnis des Amtes (!!) und das bischöfliche Wappen bezeugt, dass wir die Wahrheit (und nichts als die Wahrheit) darlegten.

Nachdem wir schon so viel Zeit gebraucht hatten (es war mittlerweile Oktober und Magdalena noch immer „illegal“ im Land), investierten wir noch einmal in die teurere und schnellere Variante, um das leidige Thema hinter uns zu bringen.

Einreichung aller Unterlagen (Passfotos, Formulare, Arbeitsbestätigungen, Briefe des Arbeitgebers, Kopien der Pässe, etc...), zurücklehnen und bis zur schriftlich festgelegten Fertigstellungsfrist warten.

- Erster Abholungsversuch zu Fristende:
„Bitte doch in einer Woche noch einmal kommen, derzeit sind so viele Anliegen zu bearbeiten und der zuständige Beamte war auf Dienstreise...“

- Zweiter Abholungsversuche, eine Woche nach Fristende:
„Es tut leid, aber es gibt so viel Arbeit – bitte nächsten Freitag wieder kommen“

- Beim Dritten Abholversuch nächsten Freitag war Feiertag und geschlossen – wissen die Neuen hier leider nicht, aber die Beamten sollten’s schon wissen...

- Vierter Abholversuch, Montag nach dem nächsten Freitag:
„Tut leid, da hat der Kollege wohl nicht mitgedacht – nein die Dokumente sind noch nicht fertig – bitte....“
- ABER wir haben das jetzt schon dreimal gehört – gibt’s ein Problem mit den Unterlagen, fehlt ev. was oder war etwas falsch ausgefüllt?
„Nein, nein – einfach in einer Woche noch einmal kommen – der Kollege, der das macht, hat derzeit so viel Arbeit...“

- Fünfter Abholversuch, nicht mehr bei den Beamten am Schalter, sondern bei deren ersten Vorgesetzten, Sr. Julio: Er wird sich der Sache annehmen, ich soll Ende der Woche bei ihm anrufen, damit ich den Weg nicht umsonst mache (sic!).
„Vielmals Entschuldigung!“

- Sechster Abholversuch, Sr Julio hebt nicht ab. Ich fahre trotzdem hin.
Tut leid, Sr. Julio ist bis nächste Woche auf Dienstreise (kein Handyempfang?)

- Siebter Abholversuch: Sr. Julio kommt morgen zurück.

- Achter Abholversuch:
Barbara (zur Abwechslung) besucht Sr. Julio
„Bom Dia! Was kann ich für sie tun?“

Ach ja, Magdalena, ... er muss leider mit bedauernder Miene mitteilen, dass, zwar offensichtlich aber unverständlicher Weise, bei der vielen Arbeit, der Akt verlegt wurde und nicht mehr auffindbar ist.

Wir müssen die Unterlagen noch einmal beibringen – dann wird das Ganze prior behandelt werden - bestimmt.

Wir glauben ’s nicht, geh ’n noch einmal in die nächste Instanz, die kann jedoch auch nicht anders als das Gesagte zu bestätigen.

Leider ist jedoch schon kurz vor Weihnachten und der Bischof (und damit indirekt die von ihm abhängige Arbeitsbestätigung) bei seinem Chef in Maputo – erst wieder nach Neujahr für uns erreichbar.

Wir hoffen das macht nichts?

„Kein Problem – einfach zu Jahresanfang einreichen“

Keine zusätzliche Multa?

„Keine Multa!“


Zusammensuchen und Einreichen der Unterlagen (nach vorheriger Kopie von Allem).


- Zehnter Abholversuch, nach dem Ende der neuen Frist:
Bitte in vier Tagen noch einmal vorbeikommen (die Intervalle werden schon kürzer!) – das Dokument wurde schon gesichtet, ist aber noch nicht fertig.

- Elfter Abholversuch:
Ja, schon fast fertig, es fehlt nur noch die Unterschrift des Chefs.
Bitte am Donnerstag ab 14h wiederkommen (richtig verwegen, mit Zeitansage!)

- Zwölfter...
W I R H A B E N S I E !
Nur ein halbes Jahr nach unserer Ankunft, nach nur zweimal drauflegen für schnelle Bearbeitung wo ’s zum Schluss nur doppelt so langsam als einmal gaanz langsam (und gaanz billig) gedauert hat, nur einer einzigen (existenziell anmutenden) Strafandrohung mit süffisant zufriedenem Gesichtsaudruck (Beamte bekommen hier Provision bei Strafen!) und zerknirschter Rücknahme dergleichen, ist Magdalena nun ebenfalls legal in Mosambik.



Wir wissen jetzt, wo die Redewendung „ein gutes Dutzend“ herkommt.

Früher waren aller guten Dinge drei ;-)