Dienstag, 6. Juli 2010

Zum Jahrestag: Malaria

Ein Jahr haben wir’s ausgehalten (und manche sind schon 3 Jahre hier in Pemba ohne) bis es den ersten von uns (Ösis) erwischte: mich.

In Anbetracht der letzten Ereignisse ziemlich bedrückend, nachdem Stefan, ein Kollege von uns, sozusagen in letzter Minute aufgrund unerkannter Malaria auf der Innsbrucker Intensivstation gelandet ist und Wolfgang (anderer Kollege) seinen Stiefsohn durch eine Malariaattacke tragischer Weise verloren hat.

Ich fühlte mich matt und unkonzentriert und wollte mich kurz hinlegen, damit’s nachher mit frischem Schwung weitergeht. Nach einer guten halben Stunde war mir aber so kalt (ich dachte vom Wind, der durchs Fenster blies), dass es nicht mehr gemütlich war.

Nachdem ich seit dem Wochenende mit verrissenem Genick herumstapfte (ich vermute das viele Vor-Dem-Computer-Sitzen-In-Den-Billigen-Plastiksesseln als Ursache) bot sich Barbara an ein paar Entspannungs- und Aufwärmübungen zu machen mit mir.

Leider ohne wärmenden Erfolg. 27°C, 65% Luftfeuchte und mir war echt kalt.

Ich probierte es mit heißer Dusche, 15min lang – mir wurde nicht warm obwohl meine Haut schon rot vor lauter heißem Wasser war.

Um 18h lag ich auf der Couch, 37,5° Fieber.

Um 19h 38,6° und Schüttelfrost. Das kam mir schon verdächtig vor, wollte aber bis zum Morgen zuwarten bevor wir ins Spital fuhren.

19h30: 39°2.

Das genügte.

Kurzer Anruf in der Klinik ob ein Arzt da ist und los, die ganze Familie in die Stadt.

Der Malariatest schlug sofort an (wenigstens etwas) mit zwei Kreuzen auf einer Skala bis 3 Kreuze – je weniger, desto besser.

Das war um 20h15.

Ich bekam Coartem, Parazetamol verschrieben und intramuskulär fiebersenkendes Aspirin und noch was gespritzt, worauf ich so RICHTIG zu Schwitzen begann, mich aber insgesamt besser fühlte nachdem ich vorher vor lauter Schütteln und Fieber schon nicht mehr wusste, wie mir geschah.

20h30: Ankick BRA-CHI am Klinik-Warteraum-Fernseher – mir ging’s so gut, dass ich das ich das Spiel sehen wollte.

Wie fuhren aber natürlich nach Hause, um 21:30 war Nena im Bett.

Es gab noch Nudeln mit Coartem und um 22:30 war das online-Ergebnis da: 3:0 für BRA (wir haben keinen TV).

Wir gehen ins Bett, mir geht’s den Umständen entsprechende gut und ich denke schon, ich bin überm Berg, kann aber nicht richtig schlafen bis ich um 3h den nächsten Schüttelfrost bekomme, Fieber wieder bis über 39°, obwohl der Arzt meinte mit den Medikamenten sollte es unter 38 bleiben, Tja…

Ich hatte mir den Wecker auf 5h20 gestellt um die nächste Dosis Coartem pünktlich einzunehmen, leider läutete er nicht und Barbara kam um 6h um zu fragen, ob ich denn schon Medikamente genommen hätte… Ich hatte gerade ca. 2h Stunden geschlafen, sollte viel trinken und essen, schaffte es aber gerade Mal die Lippen mit Wasser zu befeuchten und ein Trockenkeks zu den 5 Tabletten zu essen, worauf mir vermutlich noch etwas übler wurde, als es mir vorher schon war. Zur Abwechslung wurde mir heiß.

Gegen 11h war der nächste Schüttelfrost dran. Ich lieg mit Socken, Jacke, Decken, Schlafsack in Nenas Bett (sie schläft bei Barbara) um die lt. Arzt noch mögliche Ansteckungsgefahr über ev. im Moskitonetz gefangene Moskitos zu minimieren. Ich hab 39,6° Fieber und nehme nach Rückruf mit dem Arzt 2x500er Parazetamol (lt. ihm ist alle 4h eine 500er möglich).

13h: mir ist heiß. Kaltes Cola, Eiswürfel auf die Stirn, Wadenwickel.

Freunde (Arndt und Doro) meinten, am zweiten Tag sollte es besser werden. Daran klammerte ich mich fest. Leider war da nicht Tag wie Tag und Nacht sondern Tag wie 24h lang gemeint und dementsprechend gings bei mir in der Tour insgesamt 48h dahin. Sehr kräfteraubend.

Anschließend wurde es besser. Fieber niedriger, keine argen Schüttelfroste mehr, weniger Schwitzen und Frieren.

Heute, genau eine Woche nach Ausbruch war ich das erste Mal wieder auf wackeligen Beinen in die Stadt unterwegs. Die Zeit drängt da das jährliche Festival vor der Tür steht.

Die Kunst liegt jetzt darin es nicht zu wild anzugehen (da Hilft der Schwindel, der mich immer wieder bremst) damit ich nicht gleich wieder was anderes einfange mit derart geschwächtem Zustand.

Insgesamt ganz und gar nicht wünschenswert, aber mit Zähne-Zusammenbeissen, bester häuslicher Pflege und partnerschaftlicher Unterstützung ist’s Durchzustehen. Mir hat vermutlich geholfen, dass ich noch am gleichen Abend in die Klinik bin: je früher zum Arzt und Medikamente, desto besser (wie früher beim Zahnarzt).

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