Montag, 4. Januar 2010

NATAL in Pemba

Wie war’s heuer bei uns in der etwas wärmeren Umgebung?

Im Advent hatten wir echt Einstimmungsschwierigkeiten und den ersten Adventsonntag haben wir einfach verpasst – ich vermute die Hitze hier als Ursache – und wenn nicht, ist’s eine gute Ausrede ;-). „Rechtzeitig“ zum zweiten Adventsonntag haben wir dann eine Strandvariante eines Adventkranzes entworfen. Ein Bild dazu siehe beim Nikolaus-Eintrag weiter unten – Meeresmuscheln mit Kerzen, hineingesteckt in die IKEA-Puppengeschirr-Cafe-Latte-Häferl von Nena, auf einem runden Tablett war das Ähnlichste was uns eingefallen ist...
Dann brauchte es noch einen Adventkalender um Magdalena zu veranschaulichen, wie oft sie noch schlafen muss, bis wirklich Weihnachten ist. Umso nötiger, da Lia, eine Freundin aus dem Kindergarten, die sie ab und zu zu Hause besuchen darf, eine Mama aus der Dominikanischen Republik hat. Dort ist es scheinbar üblich, den Weihnachtsbaum ab November aufzustellen. Für Nena ein klares Indiz, dass schon Weihnachten ist.

Um das zurechtzurücken musste als Basis ein Bambusstab herhalten.

Vor längerem schon waren die selbstklebenden Reflektorstreifen auf der Rückseite unseres Hilux zu erneuern und die Reste eigneten sich damals vorzüglich, um mit Nena einen Weihnachtsstern zu kleben, der jetzt am Ende des Adventkalenders seinen Dienst verrichtete (wegen dem Blitz beim Fotografieren täuscht die Farbe unseres Reflektorsterns ein bissl – bei Raumlicht ein sattes Kirschrot).

Unser Hallay’scher Komet geht also mit der Zeit, damit die Hirten, die ja heutzutage sogar auf den höchsten Almen ihrem Tagwerk mit Motorrädern nachgehen, die Ankunft des ersehnten Kindes ja nicht verpassen. Kundige wissen das z. B. vom Osttiroler Innerfillgraten-Tal – meistens, v.a. wenn Urlaubermädels da sind, gasen die Hirten-Jungs am Hinterrad ihrer Trial-Maschienen über Almstrassen und Abhänge, das aber nur am Rande erwähnt.

Um den kirschroten Faden nicht zu verlieren: am Bambusstab wurden dann beklebte/bemalte Zündholzschachteln bzw. Papierrollen mit kleinen Geschenken bzw. Zeichnungen/Hinweisen befestigt. 24 Stück, jeden Tag eins, bis zum kirschroten, bei Gegenverkehr hell erleuchteten Reflektorkomet.

Trotz Wärme von überall war uns dann um den 20igsten herum noch nach mehr Familienidylle und irgendwie hab ich’s geschafft, dass sich v.a. Barbara hingebungsvoll 2 Tage lang in der Küche die Beine in den Bauch gestanden hat, um Husarenkrapferl und Vanillekipferl (mit lokalem Kokos statt Nuss) aus unserem Backrohr zu zaubern. Natürlich haben alle inkl. Nena fest zusammengeholfen: bei der Füllung, beim Kipferl-formen und regelmäßigen, gewissenhaften Qualitätstests ob Keks oder Teig eh noch nicht schlecht geworden sind – kann ja vorkommen bei den erschwerten Umgebungsbedingungen...

Als Kripperl fungiert ein aus Strandgut aus Murrebue (schöner Strand in der Nähe) und von einem dort Ansässigen gebasteltes Haus – Maria, Josef und Geburtstagskind wurden bei den hiesigen Makonde-Art Künstlern in Auftrag gegeben und aus dunklem Tropenholz größengerecht dazu passend geschnitzt.

Am 24igsten abends waren wir dann bei Lia’s Eltern zum Essen eingeladen (Kindertisch inklusive)
und am 25igsten fand unser trautes Familienweihnachtsfest statt.


Schlussendlich stimmungsvoll, obwohl wir uns zum Schluss denn ärgsten Stress angefangen haben (muss wohl so sein). Wir waren der Meinung, unser Wohnzimmer könnte am Nachmittag, während Nena ihr descanso (Nachmittagsruhe) macht, für das Fest hergerichtet werden. Sollte ja eine Überraschung sein. Zusammenräumen und das Gröbste putzen. Und da war noch der (künstliche) Tannenbaum zu schmücken. Und die Geschenke einzupacken. Und die „wie-geht’s-Euch-Anrufe“ all jener, die die Bescherung ja schon hinter sich hatten...Ich war froh, dass es bedeckt war und leicht nieselte – ich habe geschwitzt wie selten.


Die anberaumte Zeit für das Kunst-Tannenbaum-Schmücken war klar zu kurz. Ich hatte keine Erfahrung damit, dass bei dem chinesischen Modell alle Äste (und ich meine ALLE, tw. inklusive Nadeln) erst in die wachstumsgerechte Richtung zurechtgebogen werden müssen, da für den Transport Asien-Afrika Volumen natürlich eine Rolle spielt. Das wird damit minimiert, indem man den Baum in zwei Teilen in so eine Art Badeschirm-Verpackung steckt. Worauf hin er nach dem Auspacken natürlich auch mal aussieht wie ein Badeschirm vorm Aufstellen. Womit ich natürlich nicht zufrieden war.

Mit einiger Hingabe gelang uns ein für hiesige Verhältnisse zufriedenstellendes Ergebnis. Zwischendurch war ich immer wieder erstaunt, wie viele Ästlein der chinesische Produktmanager zu unserem Glück vorgesehen hatte, welche zusammen schlussendlich zu einer fast „fülligen“ Baumillusion beitrugen. Das Ganze handgemacht, inkl. Transport und Verkaufsoverheads exkl. Schmuck zu einem Marktpreis von umgerechnet ca. €15,-. Beängstigend. Ich will eigentlich gar nicht wissen, wie viele Leute dabei wie wenig verdient haben.


Als ich im Vorfeld Barbara sagte, dass ich mit der Idee spielte, einen Baum in unserem Garten als Weihnachtsbaum zu schmücken (natürlich keine Tanne, sondern eher buschähnliche Gewächse, Kakteen bzw. ein Mini-Baobab) war’s schon zu spät – Überraschung!

Also haben wir das Beste daraus gemacht und mittlerweile kann ich mit der bunten „Immergrün-Variante“ vor unserer Couch ganz gut leben.




Apropos Überraschung: irgendwie haben wir’s dann doch geschafft, alles rechtzeitig fertig zu machen. Haben (nach einer kühlen Dusche) bei Einbruch der Dunkelheit beim ‚Adventkranz’ ein Lied gesungen, um anschließend vorsichtig ins Wohnzimmer zu schauen, was die Engeln (ich kann mit der Bezeichnung „guten Geister“ besser) die ganze Zeit gemacht haben und weswegen es bis dahin verboten war, hineinzugehen.


Das adventliche Liederproben mit Nena hat sich voll ausgezahlt (nur, wie von mir befürchtet, Stille Nacht hat etwas gehunzt, weil DAS singen wir ja erst am hl. Abend... – das kommt davon, wenn nicht geprobt wird ;-) ).


Nur die in der Eile doch nicht mehr verhüllten Geschenke haben etwas vom Singen und der Weihnachtsgeschichte abgelenkt – bis endlich die Überraschungen gelüftet werden durften.


An dieser Stelle nochmals Dank an alle, deren heimische Glückwünsche, Düfte und Geschenke den weiten Weg zu uns auf sich genommen und gefunden haben (und natürlich auch an jene, deren Geschenke noch unterwegs sind) –
DANKE.

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